Ein Gin Fizz ist ein denkbar simpler Cocktail aus Gin, Zuckersirup, Zitronensaft und Sprudelwasser. Er ist das ultimative Cocktail-Rezept für alle, die in einem Cocktail gern intensiv den verwendeten Gin schmecken, aber keinen Bock auf bitteres Tonic-Hipster-Getue haben. Er ist simpel, klar, elegant und einfach zuzubereiten. Nimmt man das als Grundlage, dann ist der Ramos Gin Fizz so weit vom Gin Fizz entfernt wie nur irgend möglich: Er ist – Verzeihung! – scheiße aufwendig, fehleranfällig, besitzt Zutaten, die man gefühlt nirgendwo bekommt und selbst wann man ihn perfekt ausbalanciert ist er zwar elegant, aber mehr mysteriös als klar. Warum man sich den Ramos Gin Fizz dann antun soll? Richtig gemacht ist er – wieder: Verzeihung! – scheiße lecker.
Warum wir in der Einleitung zum Ramos Gin Fizz so viel fluchen müssen
An dieser Stelle steigen wir eigentlich mit ein paar Hintergrund-Infos ein, bevor wir euch dann zum Rezept überleiten. Diesmal finden wir es aber wichtiger euch zu warnen: der Ramos Gin Fizz ist ein Cocktail, der Vorbereitung und im Normalfall einen Einkauf erfordert: Ihr braucht nicht nur Limetten und Zitronen, sowie Eiweiß und Sahne, sondern auch Orangenblütenwasser. Eine seltene Cocktail-Zutat, die man gelegentlich im Online-Bar-Fachhandel findet, auch in einer The Bitter Truth-Variante, allerdings auch als günstigere Backzutat.
Gerüchten zufolge haben Apotheken Orangenblütenwasser. Glaubt aber nicht, ihr könntet einfach mal flott zu einer Apotheke gehen (oder zu sechs!) und die hätten das Zeug auf Vorrat. Wenn ihr Glück habt, bietet man euch an, das Wasser zu bestellen. Sicherer ist, ihr wisst vorher Bescheid und bestellt euch das Zeug online. Am besten Tage vorher, weil anscheinend nur Kleinst-Shops ohne ausreichend bemannte Versand-Abteilung Orangenblütenwasser führen.
Habt ihr alle Zutaten, werdet ihr feststellen, dass die kleinste Überdosierung des Wässerchens dazu führt, dass euer Cocktail riecht und schmeckt wie ein Shishashop, in dem jemand 42.000 Liter Spüli ausgeschüttet hat. Und selbst wenn alles klappt: Wer als ungeübter Hobby-Mixologe mal mehrmals zwei Minuten am Stück einen Cocktail-Shaker durch die Luft gewirbelt hat, nur um festzustellen, dass langsam das Gefühl aus den Armen verschwindet, während die Hände am Shaker festfrieren, der wird nie, nie, nie wieder Dinge sagen wie “Ich wäre ja auch gerne Bartender geworden.” Äh-äh! Wärst du nicht. Der Ramon Gin Fizz, so lecker er ist, ist ein Blödmann. Und so mixt man ihn:
Glas & Barwerkzeuge
Zutaten
- 6 cl Gin
- 3 Spritzer Orangenblütenwasser
- 2 cl Zuckersirup
- 1,5 cl Zitronensaft
- 1,5 cl Limettensaft
- 1 Eiweiß
- 3 cl Sahne
- Soda (zum aufgießen)
Zubereitung
- Cocktail in ein vorgekühltes Fizz- oder Highball-Glas abseihen, mit Soda aufgießen und mit einer Zitronen- und Limettenzeste garnieren. (Im Original: Orangenzeste.)
- Trinken.
Nicht dein Drink? Probier einen anderen:
Die kleinen Feinheiten der Zubereitung
Der Ramos Gin Fizz ist ein fehleranfälliger Cocktail. Wir haben mindestens die ersten fünf komplett versaut und sind wahrscheinlich auch jetzt noch weit davon entfernt, den perfekten Drink zu mixen. Ein paar unserer Fehler kannst du dir aber sparen, wenn du’s einfach von Anfang an richtig machst:
- Shake wirklich mindestens(!) eine Minute! Nur dann verbinden sich Sahne und Eiweiß mit allen anderen Zutaten und ergeben eine cremige Konsistenz inklusive Schaumkrone. Ein Dry-Shake wie man ihn sonst bei Eiweiß-Cocktails anwendet, um die Schaumkrone hinzubekommen, brachte zumindest in unseren Versuchen nichts, auch ohne Dry Shake kamen wir auf gleichwertige Ergebnisse. Der Schaum bildet sich scheinbar erst, wenn Sahne, Eiweiß und die anderen Zutaten eine Emulsion bilden. Das dauert.
- Lass den Schaum nicht im Shaker! Der dickflüssige Schaum des Ramos Gin Fizz bleibt im Shaker hängen, wenn du dein Cocktailsieb zu eng hältst. Der Hawthorne Strainer hat sein Drahtgeflecht, damit du steuern kannst, was durchkommt.
- Nimm nicht zu viel Orangenblütenwasser! Haben wir ja oben schon erklärt.
- Sei sparsam mit dem Wasser! Schüttest du zu viel ins Glas, zerstörst du die cremige Konsistenz des Drinks. Deshalb nimm am besten kleinere Gläser.
- Nimm nur eiskaltes Wasser! Shaken, bis dir die Finger festfrieren und dann zimmerwarmes Wasser in den Ramos Gin Fizz schütten? Autsch.
Der perfekte Gin für den Ramos Gin Fizz
Der Gin in diesem Drink muss anstinken gegen ordentlich Säure und aromatisches aber schnell aufdringliches Orangenblütenwasser. Ihr habt im Prinzip zwei Möglichkeiten. Variante 1: Ihr nehmt einen unauffälligen Standard-Gin, einen Gordon’s etwa, und gebt so dem Rezept die ganze Aufmerksamkeit. Nicht die schlechteste Variante, wenn man einfach auf cremige Zitrusgetränke steht und das meinen wir hier absolut positiv.
Variante 2: Ihr nehmt einen Gin mit ordentlich Feuer und ganz eigenen Noten darin und gebt dem Drink damit nochmal einen Schubs in eine vollkommen neue Richtung. Mit Juniper Jack etwa erhalten wir einen besonders kantigen, ehrlichen Ramos Gin Fizz. Für alle, denen der Jack schon zu wacholderlastig ist, die aber einen ähnlichen Effekt möchten, eignet sich der Hoos London Gin oder Granit Gin. Mit Applaus Gin und Lucky Hans bekommt der Cocktail einen noch fruchtigeren Einschlag. Unsere ganz persönliche Lieblings-Variante ist jedoch die mit Niemand Dry Gin. Das kräutrig-waldig-holzige im Niemand ergänzt sich hervorragend mit den Zitrusfrüchten und verleiht dem Fizz eine wahnsinnig schöne Frische.
Die Garnitur: Warum keine Orangenzeste?
Klassisch garniert man einen Ramos Gin Fizz mit einer Orangenzeste. In Kombi mit dem Orangenblütenwasser ist uns das aber schlicht und ergreifend zu viel. Die Limette und Zitrone im Glas bilden ein derart wunderschön ausgewogenes Säureverhältnis, dass wir lieber das nochmal aufgreifen, indem wir mit zwei Sorten Zesten arbeiten. Wer das Wässerchen ordentlich dosiert, hat so ein komplettes Triumvirat an Zitrusfrüchten in der Nase und das bei jedem Schluck. Sieht auch schick aus: Raspeln von Zitronen- und Limettenschale auf dem Schaum. Reibt sie aber nicht über dem Schaum, sonst zersetzen die ätherischen Öle euch ebendiesen.
Die Story hinter dem Ramos Gin Fizz
Heute mal ganz am Schluss: Wo kommt dieser Cocktail eigentlich her? Ursprünglich war der Drink als New Orleans Fizz bekannt, weil er eben von dort kam: erfunden wurde er dort 1888 im Imperial Cabinet Saloon von einem Bartender namens Henry Ramos. Der Cocktail war derart schnell derart beliebt, dass er nach seinem Erfinder benannt wurde und die Leute Ramos die Bude einrannten, um genau diesen Drink zu bestellen. Was durchaus problematisch war, vor allem an Mardi Gras, dem in New Orleans ausschweifend gefeierten Faschingsdienstag.
“Klar, zwei Minuten shaken, das belegt den Bartender ganz schön lange.”, denkt ihr jetzt vielleicht. Pustekuchen: 12. Sage und schreibe 12 Minuten hat man den Drink damals geschüttelt. In Hochzeiten waren deshalb 35 Bartender im Imperial Cabinet Saloon angestellt. Weil selbst das nicht reichte, hatte von denen jeder einen Assistenten, der nichts anderes tat, als die verdammten Fizzes zu shaken. Dass der Drink am Ende weltweit bekannt wurde, lag aber dann wohl eher am bekannten Roosevelt Hotel in New Orleans, das ihn Gästen aus aller Welt servierte.
Einer davon war der Gouverneur Huey P. Long, der 1935 einen der Bartender aus dem Roosevelt in die Filiale nach New York fliegen ließ, damit er den Barkeepern dort beibrachte, wie der Drink funktioniert. Nur so konnte sich der Politiker auch bei Geschäften in New York den Drink aus seiner Heimat in Louisiana auf gleichem Niveau hinter die Binde kippen. Zugegeben: Wir haben schon Menschen Steuergelder für dümmere Sachen als Ramos Gin Fizz ausgeben sehen.
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Du führst oben bei den Zutaten Sodawasser auf, shaken dann natürlich, schon klar, aber wieviel gibst Du denn dann noch zum Schluß dazu? Klingt lecker der Cocktail und ein bißchen anstrengend ?
Erstmal danke für den Hinweis – dass man das Sodawasser noch dazukippen muss, habe ich jetzt auch nochmal ins Rezept geschrieben. Und ja: der Drink ist anstrengend wie Sau. Andere Seiten warnen sogar explizit davor, ihn in einer Bar zu bestellen, wenn man sich nicht unbeliebt machen will 🙂
Was die Menge an Soda angeht: Leider gerade keine exakten Daten zur Hand. Die Menge oben ist ausgelegt auf ein etwa 400ml fassendes Longdrink-Glas mit ordentlich Eis, das ist das Bild in der Mitte. Damit wird der Drink gerade angenehm, wenn du ihn bis zum Rand aufgießt – ich schätze das waren 5 bis 6 cl. In den Weinpokalen auf den anderen Bildern ist er cremiger, da waren’s dann vielleicht noch 2 bis max. 3 cl die reinkamen – könnte vielen schon zu breiig sein, wir fanden’s lecker.
So oder so: Mehr als die etwa 6 cl sollten’s in keinem Fall sein – sonst hast du einfach nur einen parfümierten, undurchsichtigen Gin Fizz.
Ich muss mich (mal wieder) bei Euch für den saugeilen Artikel und das tolle Rezept bedanken. Nachdem endlich mein Eiweißpulver und das “Orange Flower Water” von BT angekommen sind, musste ich mich den Ramoz Gin Fizz bauen. Und was muss ich sagen? Euer Rezept ist die Wucht, auch wenn ich ein wenig mehr Zuckersirup genommen habe (Mein Jigger hat eine Unzen-Skala), aber ich denke, die 2.5ml machen den Braten auch nicht fett.
Mit dem Sprudel hatte ich auch keinen Streß, Die Füllmenge ergibt sich quasi von selbt, wenn man den Cocktail nicht aus einer Blumenvase trinkt :). Es ist tathaftig so, dass der Drink einer der leckersten ist, den ich bisher getrunken habe. Vielen Dank nochmals.
Moin, ich wollte heute Abend das ?Rezept für meine Crew anbieten. Könnte man den Schaum auch in einem Mixer zubereiten? Damit die Arme noch nicht abfallen ?
Very late reply, daher wahrscheinlich nicht mehr hilfreich:
Den Schaum nicht. Den Drink als solches allerdings schon. Einfach zusammen mit jeweils 4 bis 5 Eiswürfeln pro Portion aber ohne die Soda in den Mixer, auf Gläser aufteilen und mit der Soda toppen.
Ist zugegeben nicht ganz dasselbe und nochmal eine Ecke cremiger, aber geschmacklich immer noch top und deutlich weniger Arbeit. Ich mach Pisco Sours und Buttermilch Margaritas für Gruppen über 3 Leuten grundsätzlich so 😉