Pierre Ferrand Dry Orange Curaçao und der Trois Raisins

Pierre Ferrand Dry Orange Curaçao im Trois Raisins mit Pisco, Verjus und Käsespieß!
Pierre Ferrand Dry Orange Curaçao im Trois Raisins mit Pisco, Verjus und Käsespieß!

Triple Sec ist eine der wichtigsten CocktailSpirituosen überhaupt – und trotzdem haben es neue Produkte in diesem Bereich unglaublich schwer. Platzhirsch Cointreau hält das Feld fest in seinem orangigen Griff. Trotzdem geht der Trend in den letzten Jahren verstärkt zum Zweit- und Dritt-Triple-Sec, selbst in anspruchsvollen Hausbars; das Angebot wächst, die Orangen-Liköre werden immer ausgefallener. Statt auf Innovation setzt man beim Pierre Ferrand Dry Orange Curaçao aber auf den wohlüberlegten Schritt zurück.

Die Flasche für dieses Tasting wurde uns von Ferrand Deutschland zur Verfügung gestellt, Bedingungen an den Artikel gab es nicht. Mehr Informationen dazu am Ende des Artikels. 

Hin zu einem klassischen, wirklich trockenem Produkt mit echter Curaçao-Schale und einer sehr eigenen Aromatik, die vor allem klassischen Cocktails schmeicheln soll. Das merkt man, ohne auch nur einen einzigen Schluck probiert zu haben – allein die Flasche sieht schon aus, als wäre sie dafür gemacht in einem halbdunklen Speakeasy neben einem Sidecar zu stehen und einfach nur stilvoll auszusehen. So attraktiv das Ding schon auf dem ersten Blick ist – wir schauen natürlich trotzdem genauer hin.

Die Story hinter Pierre Ferrand Dry Orange Curaçao

Cognac-Spezialist Ferrand arbeitet seit Jahren daran, sein Spirituosen-Portfolio sinnvoll auszubauen: Nach den Plantation-Rums, Rhum Agricole von Clément und dem Citadelle Gin war es 2013 dann einfach an der Zeit für einen Triple Sec, einen Orangenlikör. Nur logisch, wenn man darüber nachdenkt: Betrachtet man sich eine Rezeptsammlung klassischer Drinks, dann steht der Curaçao-Likör mit Gin und Whisk(e)y auf Augenhöhe, was Wichtigkeit und Einsatzgebiete angeht. Chef und Inhaber Alexandre Gabriel wollte sich dafür allerdings nicht nach dem aktuellen Markt richten: Zu süß und eindimensional waren ihm die modernen Triple Secs.

Pierre Ferrand Dry Orange Curaçao im El-Presidente-Cocktail.
Pierre Ferrand Dry Orange Curaçao im El-Presidente-Cocktail.

Um einen Likör zu entwickeln, der sich voll und ganz nach den alten Rezepturen richtet, holte er sich den Cocktail-Historiker David Wondrich ins Boot. Diesen Mann nicht zu kennen, ist keine Schande – aber es lohnt sich, ihn zu googeln und sich in Dutzenden Artikeln von und über ihn zu verlieren. Zusammen entwickelten Wondrich und Gabriel einen komplexen Blend aus Brandy, Ferrand-Cognac, drei einzelnen Kräuter-Destillaten und einem Destillat aus Curaçao-Orangenschalen, die vor über einem Jahrhundert diese Spirituosen-Kategorie überhaupt erst möglich machten. Und jetzt die spannende Frage: Wie funktioniert der ganze Spaß im Glas?

So schmeckt der Triple Sec

Der Ferrand Dry Curaçao schimmert in der Farbe dunklen Bernsteins und schwenkt sich deutlich flüssiger als man es von einem Likör vermuten würde. Am Glasrand bleiben klare Kanten zurück, von denen sich nur sehr vereinzelt dicke Tropfen lösen. In der Nase kommt er mit einer intensiven aber unaufdringlichen Orangen-Note an. Dahinter schiebt sich ein wenig Grapefruit, rote Früchte und ein leichter Hauch von Mandeln nach vorn. Sein Geruch ist zugegeben nicht besonders breit, aber wunderbar rund.

Nase: Bitterorangen-Schalen, Grapefruit, Rote Früchte, Mandeln

Mund: Orangenblüten, Orangenschalen, Kandierte Nüsse, Cognac, Trauben, Mandeln

Auf der Zunge schlägt er mit einer wunderschönen Leichtigkeit auf, angenehm süß, mit einer sanften Bitterkeit. Orangenblüten und Orangenschalen schmecken wir und auf dem Weg nach hinten einen sanfte, aber merklichen Anklang von kandierten Nüssen. Im Finish ist es der Cognac, der zusammen mit ein paar Trauben die Hauptrolle spielt. Angenehm fruchtig, leicht blumig.  Im Nachgeschmack kommen dann die Mandeln wieder zurück und auf der Zunge bleibt angenehm lange die Orange.

Pierre Ferrand Dry Orange Curaçao in Cocktails

Sipping-Liköre werden nie so ganz unsere Baustelle sein, aber dieser hier ist so schön trocken und wundervoll ausbalanciert-aromatisch, dass man sich da problemlos ein Gläschen von gönnen kann. Allerdings ist der Triple Sec eben hauptsächlich für den Einsatz in klassischen Cocktails gedacht und hier punktet er auf allen Kanälen. Durch seine tolle Trockenheit und die intensive Aromatik macht er sich hervorragend in Sidecars und El Presidentes, Kollege Galumbi schwört (zu Recht) auf den Einsatz im Pegu Club.

Pierre Ferrand Dry Orange Curaçao im Margarita.
Pierre Ferrand Dry Orange Curaçao im Margarita.

Ein wenig muss man auf die Cognac- und Mandel-Noten achten: Dosiert man ihn ihn Shortdrinks über, wird er schnell zu heftig, versetzt den ganzen Drink mit Weinbrand- und Marzipan-Geschmäckern. Lieber 0,5 cl weniger ist die Devise. Wer nicht unbedingt auf all zu trockene Drinks steht, muss nachsüßen – als Zuckerquelle taugt er für die Süßen unter uns nur bedingt. Besonders viel Spaß haben wir mit ihm übrigens in Rum-Drinks und Margaritas; an den Rum schmiegt er sich liebevoll an, das gilt sowohl für Mai Tais als auch für den schon erwähnten El Presidente.

Natürlich experimentieren wir auch ausgiebig mit dem Ferrand Dry Curaçao – und landen am Ende bei einem süßlich-saueren Shortdrink, in dem wir vor allem seine Cognac-Basis betonen. Sein Name: Trois Raisins, zu Deutsch “Drei Trauben”; nämlich die aus dem Cognac des Triple Sec, Trauben aus peruanischem Pisco und Trauben aus Verjus, einem saft aus unreifen Trauben, der die Süße und Säure beisteuert. Die Cocktail-Deko ist hier Pflicht – ohne Stinkekäse macht der Cocktail nur halb so viel Spaß.

Das Rezept für den Trois Raisins

  • 6 cl Pisco Acholado
  • 2 cl Pierre Ferrand Dry Orange Curaçao
  • 1 cl Verjus

Alle Zutaten zusammen auf Eis rühren und in eine vorgekühlte Coupette abseihen. Mit einem Trauben-Käse-Spieß garnieren (richtiger, französischer Weichkäse, bitte – wenn er bei Zimmertemperatur flüssig ist, ist er perfekt). Trinken.

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Fazit: 2013 gewann der Pierre Ferrand Dry Orange Curaçao den Preis als beste neue Spirituose bei den Mixology Bar Awards – und wer ihn einmal vermixt hat, weiß auch warum. Intensiv und für einen Triple Sec quasi staubtrocken, zum irre fairen Preis – ein rundum tolles Produkt.

Daten: Frankreich, um 20 Euro, 0,7 Liter, 40 Prozent

Ferrand Deutschland hat uns eine Flasche des Pierre Ferrand Dry Orange Curaçao für redaktionelle Zwecke zur Verfügung gestellt, danach aber weder auf Art noch Umfang eventueller Artikel, noch das Tasting Einfluss zu nehmen versucht. Wir sagen Danke für die tolle und unkomplizierte Zusammenarbeit.

Pierre Ferrand Dry Orange Curaçao im Rhum-Agricola-Mai-Tai.
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Johann

Cocktailbarts Archmage of Content bei Nacht, Familienvater & Texter bei Tag. Lieblings-Drink Martini, Lieblings-Spirituose trotzdem Rum. Wohnt in Franken, kommt aus der Oberpfalz (ist beides in Bayern, tschuldigung). Typischer Satz: "Meinste das wär geiler, wenn man Olivenlake reintut?"

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