Mount Gay XO und der Sweeter Side of the Mountain Cocktail

Mount Gay XO Rum im Sweet Side of the Mountain Cocktail.
Mount Gay XO Rum im Sweet Side of the Mountain Cocktail.

Mount Gay ist vielleicht eine der meistunterschätzten Rum-Marken überhaupt. Zumindest war sie das für den Autor dieser Zeilen, als er zum ersten Mal in einem Rezept etwas von Barbados Rum las, noch nicht so ganz genau verstand, wo jetzt der Unterschied zu Rum aus Guyana, Jamaica oder Haiti liegen soll und im (ziemlich gut sortierten) Nachbarschafts-Supermarkt die “mittelpreisige” Flasche für 18 Euro einpackte. Das war ein Mount Gay Eclipse – ein unverfälschter, ungezuckerter Rum-Blend mit einer Reifedauer von mindestens zwei Jahren.

Die Flasche für dieses Tasting wurden uns von der Diversa Spezialitäten Gmbh zur Verfügung gestellt, Bedingungen gab es nicht. Mehr Informationen dazu am Ende des Artikels.  

Damals, gar nicht mal mehr so jung aber noch sehr unerfahren war mein stillschweigendes Fazit: “Der ist doch ganz gut? Wieso kostet der nur 18 Euro?” in fester Überzeugung, dass ein Mixing-Rum für unter 20 Öcken pur halt erstmal kacke sein muss. Ein paar sprichwörtlich spirituelle Erfahrungen und diverse probierte Barbados-Rums später ist klar: das Land kann was und das zu (oft) recht fairen Preisen. Genau deshalb hat uns der Mount Gay XO so interessiert: ein Blend aus 8 bis 15 Jahre alten Rums, nach den barbadoschsen Rum-Regularien ohne Zusätze oder Zucker und das für um die 40 Euro? Sind wir dabei.

Die Story hinter Mount Gay XO

Bevor man über Mount Gay redet, sollte man ein paar Worte über Barbados als Rum-Land verlieren. Kurz gesagt: hier treffen Gegensätze aufeinander. Die Insel selbst ist relativ strikt in ihren  Rum-Bestimmungen; was hier abgefüllt wird, das darf weder durch Zusätze, noch durch Zucker verändert werden. Daneben hauen die Brennereien hier aber auch jede Menge Bulk-Rum raus, sprich: sie verkaufen an andere Abfüller und Rum-Marken, die den Rum meist für Blends benutzen – und in diesem Fall auch Zucker einsetzen dürfen. So findet sich Barbados Rum etwa in den bekannten Marken Dos Maderas oder Banks Rum. Auch Plantation hat diverse Barbados-Abfüllungen im Angebot.

Weil Mount Gay auf Barbados selbst abfüllt, wie zum Beispiel auch die bekannte, im Schnitt deutlich hochpreisigere Destille Foursquare, kann man hier aber auf Zucker- und Zusatz-Freiheit vertrauen. Wer darauf Wert legt, wird bei Mount Gay zu Preisen fündig, die man anderswo auch für deutlich jüngere Rums zahlen könnte. Große Geschichte gibt es gratis mitgeliefert: Mit dem Gründungsjahr 1703 ist die Mount Gay Brennerei die älteste aktive Brennerei überhaupt. Auch, wenn sie den Namen erst seit 1801 trägt, als die zugehörige Plantage nach ihrem frisch verstorbenen Verwalter Sir John Gay Alleyne benannt wurde.

Mount Gay XO Rum im Corn 'n Oil mit Old Judge Falernum.
Mount Gay XO Rum im Corn ‘n Oil mit Old Judge Falernum1.

Unter den fünf ständig aktiven Qualitäten der Brennerei ist der XO die zweitälteste. Davor stehen der weiße Silber, der zwei Jahre alte Eclipse und der (inoffiziell) zwei bis sieben Jahre alte Black Barrel. Älter ist im Standard-Portfolio nur der 1703 Master Select aus 10 bis 30 Jahre alten Rums, der kostet dann allerdings schon das doppelte. Der XO (steht für Extra Old) ist wie eingangs erwähnt ein Blend aus 8 bis 15 Jahre alten Barbados-Rums und reift in Ex-Bourbon-Fässern nach. Aber wie schmeckt er jetzt eigentlich?

So schmeckt Mount Gay XO

Im Glas ein schöner Kupferton, am Glasrand eine ordentliche Zahl ziemlich schwerer Tropfen. In der Nase dann: Bourbon. Oder zumindest wäre er nicht besonders schwer zu verwechseln. Ein schöner, kräftiger Vanille-Ton, etwas Toffee dazu und dann nach und nach Orange, heller Karamell und nasses Holz bestimmen den Duft. Ein wenig Kokosnuss schiebt sich ein und eine milde Weißweinsäure, die sich aber dann in Richtung vergorene Früchte dreht.

Nase: Vanille, Toffee, Orange, heller Karamell, nasses Holz, Kamille, Weißwein, vergorenes Obst

Mund: Vanille, Bananen, Pfirsiche, Muscovado-Zucker, Karamell, Honig, Kokosnuss

Im Mund dann wirkt er deutlich Rum-lastiger als man es zunächst erwartet, obwohl als erstes wieder die Vanille einschlägt. Daneben zeigen sich aber Bananen und Pfirsiche, Muscovado-Zucker und im Abgang ein sehr deutlicher Karamell. Ein toller, kraftvoller erster Eindruck, der allerdings mit einer marginalen Schärfe einhergeht, die aber schnell verfliegt. Im zweiten Schluck finden wir Honig und einen sanften Anklang von Kokos. Der Nachgeschmack ist von der Vanille bestimmt und hält eine ansehnliche Weile.

Der Rum pur und in Cocktails

Der Mount Gay XO ist pur eine schöne Abwechslung für Bourbon-Fans und ein spannendes Produkt für alle, die die Vanillin- und Karamell-Noten so mancher gezuckerter Rums schätzen, aber gerne auch ein unverfälschtes Produkt mit ein paar mehr Ecken und Kanten im Schrank hätten. Alternativ: wer auf so richtigen rassigen Rum steht (“Ja, Baby! Jamaica mir das Gesicht weg!”), findet hier vielleicht eine runde Alternative zum Einfach-mal-abschalten. Aber wir testen den Barbados Rum natürlich auch in diversen Drinks.

Dabei linsen wir tatsächlich erstmal auf Rum-Twists großer American Whiskey-Klassiker, die krassen Anleihen an Bourbon machen’s möglich: sowohl ein Old Fashioned als auch ein Rum Manhattan sind irre gute Cocktails, aber in einer Blindverkostung würden die meisten wohl nicht rausschmecken, dass sie hier einen Rum im Glas haben. Also machen wir uns lieber zu den echten Barbados-Rum-Klassikern. Ein Royal Bermuda Yacht Club funktioniert wunderbar, aber dazu hat der Kollege Galumbi schon alles gesagt, also überlassen wir das ihm.

Wir testen stattdessen noch im Ranglum – einem modernen Klassiker aus Limette, Barbados Rum, Falernum und Overproof Rum -, und bekommen ein trockenes kleines Wunderwerk von Drink, das durchaus Spaß macht, aber noch etwas mehr Breite vertragen könnte (ein Schuss Zuckersirup oder Angostura zur Originalrezeptur wirken Wunder). Ein Corn ‘n Oil aus jeder Menge Falernum, noch mehr Mount Gay XO und je einem kräftigen Schuss Angostura und Limette ist ein noch schmackhafteres Biest. Weil wir die Vanille-Note des Rums so geil finden, basteln wir aber natürlich wie üblich etwas eigenes – in diesem Fall einen Dessert-Drink:

Sweeter Side of the Mountain

  • 5 cl Mount Gay XO
  • 2 cl Grand Marnier
  • 1 cl Mozart Dark Chocolate
  • 3 Tropfen Elemakule Tiki Bitters

Alle Zutaten zusammen auf Eis rühren und in eine vorgekühlte Coupette abseihen. Mit gebranntem Baiser oder Schokolade garnieren (bloß nicht mit dem Ganzkörper-Kakao-Überzug wie wir – sieht geil aus, trinkt sich irre unpraktisch). Trinken.

Mount Gay XO Rum im Sweet Side of the Mountain Cocktail mit den Zutaten Elemakule Tiki Bitters, Mozart Dark Chocolate und Grand Marnier.
Mount Gay XO Rum im Sweet Side of the Mountain Cocktail mit den Zutaten Elemakule Tiki Bitters1, Mozart Dark Chocolate und Grand Marnier.

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Fazit: Irre gutes Preis-Leistungs-Verhältnis für einen Barbados-Blend in dieser Preisklasse, außerdem ein irre spannender Rum für Fans des Bourbon, dem er zum Verwechseln ähnlich schmeckt.

Daten: 43 Prozent, Barbados, 0,7 Liter, um 40 Euro

Der Deutsche Vertrieb des Mount Gay, die Diversa Spezialitäten GmbH, hat uns eine Flasche des Mount Gay XO für redaktionelle Zwecke zur Verfügung gestellt, danach aber weder auf Art noch Umfang eventueller Artikel, noch das Tasting Einfluss zu nehmen versucht. Wir sagen Danke für die tolle und unkomplizierte Zusammenarbeit.

Bei den markierten Produkten handelt es sich um Spirituosen, an deren Vertrieb Johann in seinem Dayjob beteiligt ist. Er bekommt keine Provision für ihre Erwähnung und sein Arbeitgeber hat keinen Einfluss darauf, wann und in welcher Weise er auf Cocktailbart Produkte des Unternehmens erwähnt. 

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Johann

Cocktailbarts Archmage of Content bei Nacht, Familienvater & Texter bei Tag. Lieblings-Drink Martini, Lieblings-Spirituose trotzdem Rum. Wohnt in Franken, kommt aus der Oberpfalz (ist beides in Bayern, tschuldigung). Typischer Satz: "Meinste das wär geiler, wenn man Olivenlake reintut?"