- 3 cl Chartreuse Verte
- 3 cl Fernet Branca
- 3 cl frischer Limettensaft
- 3 cl Zuckersirup
Alle Zutaten kräftig auf Eis shaken. Anschließend in eine gefrostete Coupette abseihen. Trinken!
Die Einkaufsliste für den Industry Sour
- Chartreuse grün*
- Fernet Branca*
- Spiegelau Perfect Serve Coupette aus dem Aufmacherbild*
- Oder du wirfst direkt einen Blick in Cocktailbart’s Liquideria auf amazon.de*
(Mit einem * markierte Links sind Affiliate-Links aus dem Amazon-Partnerprogramm. Benutzt ihr diese für euren Einkauf, erhalten wir dafür eine kleine Provision, am Preis selbst ändert sich für euch nichts.)
Im Englischen gibt es den Ausdruck “Acquired Taste”, auf Deutsch gerne mal mit “Erlernter Geschmack” übersetzt. Worum’s geht: Zeug, mit dem man sich erstmal richtig lange und fies selbst foltern muss, bevor man erschöpft erklärt: “Ja, finde ich richtig, richtig geil”. Man sadot sich quasi gustatorisch ins Maso-tum. Zwei der Spirituosen, die gerne und oft mit “It’s an acquired taste.” erklärt werden, wenn derjenige, dem man sie zu probieren gereicht hat, gerade hustend über den Boden kriecht, um seine Fassung wiederzufinden, sind Fernet Branca und grüne Chartreuse.
Ersteres kennt man eigentlich eher aus Opas Homebar und von wirklich schrecklichen Werbekampagnen, mit Zweiterem hat man eigentlich kaum Berührungspunkte, wenn man sich nicht wenigstens Hobby-mäßig mit dem Thema Bar befasst. Beiden Likören gemein: wer nicht im Thema ist und seine Zunge nicht schon ausgiebig mit bitteren High-Proof-Kräuterbomben gefoltert hat, findet sie meist einfach nur schrecklich – wer hochwertige Cocktails liebt, liebt dagegen oft auch diese beiden Aromen-Monster. Genau deshalb vereint sie Bartender Ted Kilgore in einem Drink, der ganz speziell auf einen “Industry Professional” maßgeschneidert wurde – den Industry Sour.
Die Story hinter dem Industry Sour
Ted, den aufmerksame Cocktailbart-Leser vom nicht weniger brachialen Purgatory kennen, setzt seinen neu entwickelten Drink 2011 relativ flott auf die Drinks-Plattform kindredcocktails.com und sagt später über seine Kreation folgendes:
“Das war ein Cocktail, den ich an einem Sonntagabend für jemanden aus der Branche kreiert habe. Ich dachte mir: Was wäre , wenn ich all meine Lieblings-Spirituosen in ein Glas fülle und es ihm einfach gebe? […] Grüner Chartreuse ist ein Favorit unter Mixologen, genauso wie Fernet. Diese beiden Zutaten haben einen so intensiven Geschmack, dass die Leute oft davor zurückschrecken, aber Barkeeper trinken sie auf jeden Fall. Sie haben beide ein einzigartiges Geschmacksprofil, und bei Sours sucht man in der Branche wirklich nach einer Herausforderung für den Gaumen und nach intensiven Reaktionen. […] Ich habe mich sofort für gleiche Anteile entschiede, das kann man sich am besten merken. Schüttelt den Drink kräftig und serviert ihn so, dass die Aromen zur Geltung kommen.”
Ja, gut. Versuchen wir.
Zutaten
- 3 cl Chartreuse grün
- 3 cl Fernet Branca
- 3 cl Limettensaft
- 3 cl Zuckersirup
Zubereitung
Nicht dein Drink? Probier einen anderen:
Warum dieses Rezept und kein anderes?
Diesen eigentlich komplett durchgeknallten Sour muss man als Gesamtkunstwerk sehen. Er besteht aus zwei Likören und braucht trotzdem noch ordentlich Zucker, um halbwegs ausbalanciert zu sein, weil die beiden derart brutal kräutrig und für Likör eben auch recht hochprozentig sind. Freilich: Man könnte das feiner austarieren, ein halbes cl weniger Zuckersirup reinpacken und wahrscheinlich wäre der Drink mit halb Limette / halb Zitrone ein kleines bisschen besser.
Aber die Sache ist die: wenn ihr an dem Punkt seid, wo euch der Industry Sour schmeckt, geht es nicht mehr um die perfekte Balance. Es geht um das, was Kilgore eine “Herausforderung für den Gaumen” nennt. Um Ecken, Kanten, Erlebnis. Und bevor wer meckert: Nein, der muss euch nicht schmecken, selbst wenn ihr seid zehn Jahren beruflich hinter der Bar steht. Ihr seid nicht weniger Industry Professional oder Happy Homebartender, nur weil euch dieser aromatische Presslufthammer nichts gibt. Aber zumindest unsere Erfahrung zeigt: je länger man sich mit Bar und gehobener Cocktailkunst beschäftigt, desto mehr wächst man meistens in diese Welt aus bitter-kräutrigen Aromen hinein und lernt, diesen Geschmack zu lieben.
Während der Industry Sour also kein Benchmark sein darf, wie “pro” ihr seid, so ist er doch ein Drink, den man alle ein, zwei Jahre probieren sollte. Vielleicht schmeckt er euch nach Jahren des exzessiven Last Word-Genusses ja plötzlich ganz anders …
Die richtigen Zutaten für den Industry Sour
Sorry, da gibt’s nix zu substituieren. Freilich kann man auch aus anderen Kräuterlikör-Kombinationen richtig gute Sours komponieren, aber Chartreuse und Fernet sind so einzigartig, dass ihr diese absolut einzigartige Aromen-Kombination mit nichts, aber auch gar nichts imitieren könnt. Sorry.
Die Einkaufsliste für den Industry Sour
- Chartreuse grün*
- Fernet Branca*
- Spiegelau Perfect Serve Coupette aus dem Aufmacherbild*
- Oder du wirfst direkt einen Blick in Cocktailbart’s Liquideria auf amazon.de*
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Das Teil ist einfach gigantisch. Von dem ganzen “Pro”- und “Insider”-Nimbus halte ich ja grundsätzlich nichts, aber es mag schon stimmen, dass viele Leute sich an bitter-kräutrige Noten erst herantrinken müssen. Wer Fernet oder Chartreuse ganz unaffektiert einfach geil findet oder schon immer fand, ist hier natürlich klar im Vorteil. Ich liebe diesen Drink jedenfalls und bin jedes Mal wieder erstaunt, wie gut die Chartreuse es doch schafft, ganze 3 cl Fernet tatsächlich soweit im Zaum zu halten, dass er nicht alles platt macht, wie er es sonst mit dieser Menge tun würde. Es gibt unzählige Drinks, in denen ein Barlöffel Fernet das erfolgreicher an sich reißt, als das hier der Fall ist. Gut, ist halt auch wirklich ein Schwergewichtskampf und der Franzose hat eben auch ziemlich dicke Oberarme. 😉
Wunderschöne Beschreibung dieses aromatischen Cage Matches 😀
Was das Insider-Gedöns angeht: Ja, ist manchmal schwierig. Aber grade bei dieser Kombo musst du dich imho schon ziemlich tief in’s Herbal & Bitter-Rabbithole hineingenossen haben, bis der mal Spaß macht. Ich kenne tatsächlich niemanden außerhalb der Nerd-Bubble, dem ich das Ding mal erfolgreich angeboten hätte 🙂