Amaretto Sour
- 4,5 cl Amaretto
- 2,25 cl Barrel Proof Bourbon
- 3 cl Zitronensaft
- 1 Barlöffel Zuckersirup
- 1/2 Eiweiß (alternativ 1,5 cl Aquafaba)
Alle Zutaten zusammen zunächst ohne Eis kräftig shaken, anschließend noch einmal mit Eis. In einen Tumbler mit frischem Eis abseihen. Mit einer Zitronenzeste und einer Cocktailkirsche garnieren. Trinken.
- Adriatico Amaretto*
- Wild Turkey 101 Bourbon*
- Besser, aber dreimal so teurer: Elijah Craig Barrel Proof*
- Oder du wirfst direkt einen Blick in Cocktailbart’s Liquideria auf amazon.de*
(Mit einem * markierte Links sind Affiliate-Links aus dem Amazon-Partnerprogramm. Benutzt ihr diese für euren Einkauf, erhalten wir dafür eine kleine Provision, am Preis selbst ändert sich für euch nichts.)
Ja, diesen Artikel hätten wir schon längst mal machen müssen. Difford’s Guide listet den Amaretto Sour als den zweitbestbesuchten Drink der ganzen Webseite (und Diffordsguide selbst ist vermutlich das meistbesuchte digitale Cocktail-Archiv der Welt) und wir wurden auch schon per Mail, Instagram-Nachricht und face to face gefragt: “Sag mal hier – Amaretto Sour? Geht da was? Wie machst’n den?” Dass der Autor dieser Zeilen darauf normalerweise “Gar nicht!” antworten musste, das lag an einem Trauma, das 21 Jahre zurückliegt.
Was anderen Leuten ihr Tequilageddon, das ist mir meine Postamarettistische Belastungsstörung. Entstanden an irgendeinem komplett eskalierten Abend, nachdem drei Tage lang jedes Lebensmittel, jedes Getränk, jeder Atemzug nach altem Marzipan schmeckte. Gegen dieses Trauma half der erste Amaretto seit 2 Dekaden, bei dem ich ohne Krampferscheinungen an der Flasche schnuppern konnte – und das Rezept für den besten Amaretto Sour der Welt von Jeffrey Morgenthaler.
Die Story hinter dem Amaretto Sour (und dem besten Amaretto Sour der Welt)
Der Amaretto Sour entstand irgendwann in den 1970ern, als italienische Einwanderer die USA mit ihren heimatlichen Likörspezialitäten fluteten. Die meisten davon waren den Zucker-vernarrten Amerikanern aber zu bitter. Auftritt Amaretto Disaronno: süßer, cremiger Mandellikör, flüssiges Marzipan. Hammerzeugs, dachten sich die Amis und gönnten sich von da an nach dem Template eines Whiskey Sour jede Menge Amaretto Sours. Allerdings nicht in der klassischen Variante mit Zuckersirup und Zitronensaft frisch aus der Presse, sondern mit Sweet & Sour Mix. Einer chemischen Brühe, die ein bisschen so schmeckt wie die Pseudo-Daiquiris aus dem letzten Club-Urlaub.
2012 dann sagt der bekannte Bartender Jeffrey Morgenthaler über genau diesen Drink wortgetreu: “You know, it’s an Amaretto Sour. It’s a stupid drink.” und erklärt selbstbewusst: Ich mache den besten Amaretto Sour, den du jemals getrunken hast. Ohne Wenn und Aber, mein Amaretto Sour übertrifft alle anderen.” Das klingt ein bisschen großkotzig, vor allem, wenn man sich die Kommentare auf seinem Blog dann durchliest, in denen Menschen vehement darauf beharren, dass der Drink so, mit dem Bourbon und dem Eiweiß gar kein Amaretto Sour mehr wäre. Und ein bisschen haben sie vielleicht Recht. Aber andererseits hat der gute Jeff halt mehr Recht – denn sein gottverdammter Amaretto Sour ist halt auch der gottverdammt beste Amaretto Sour der Welt.
Zutaten
- 4,5 cl Amaretto
- 2,25 cl Barrel Proof Bourbon
- 3 cl Zitronensaft
- 1 Barlöffel Zuckersirup
- 1/2 Eiweiß (alternativ 1,5 cl Aquafaba)
Zubereitung
Nicht dein Drink? Probier einen anderen:
Warum mixt dieser Morgenthaler den so?
Selbst wenn man in einem Amaretto Sour auf den schrecklichen Sweet & Sour-Mix verzichtet und auf ein klassisches Verhältnis aus Zitronensaft, Spirituose und Zucker setzt (also im Prinzip einfach Amaretto mit Zitronensaft schüttelt): das funktioniert nicht, zumindest nicht für uns. Die Nummer ist zu süß, zu marzipanig, zu pappig. Dem guten Jeffrey geht’s genauso, weswegen er mit einem hochprozentigen Bourbon Whiskey gegensteuert, der nicht nur die Süße austariert, sondern durch den hohen Alkoholgehalt auch viel mehr Fülle und Kraft in das Marzipan-Monster bringt. Das Eiweiß, darüber kann man freilich wie immer debattieren – klassisch wäre der Amaretto Sour tatsächlich kein Boston Sour, wie die cremigen Drinks mit der Schaumhaube heißen. Aber es stimmt durchaus: mit schmeckt die Nummer deutlich besser. Und da es inzwischen genügend gleichwertige, vegane Alternativen wie das proteinreiche Kichererbsenwasser Aquafaba gibt, um exakt denselben Effekt wie mit Eiweiß zu erzeugen, kann sich da auch keiner vorm Probieren drücken.
Die richtigen Zutaten für den Amaretto Sour
Selbst in der “komplexen” Morgenthaler-Variante ist der Amaretto Sour ein simpler Drink mit genau zwei Stellschrauben: Bourbon und Amaretto. Beim Bourbon ist wichtig, dass er hochprozentig ist. Nehmt ihr einen unter 50%, braucht ihr für einen ähnlichen geschmacklichen Effekt so viel von dem Zeug, dass es euch die Mischverhältnisse durcheinanderhaut. Nix, was wir mit unserem Standard-Bourbon auf 40% versuchen, funktioniert hier. Zwei andere Varianten dagegen schon: Zum einen der Elijah Craig Barrel Proof, den zum Beispiel Kollege Flo in seinem empfehlenswerten Video zum Morgenthaler Sour auf Kultivierte Tresenwesen empfiehlt. Zum anderen der Wild Turkey 101 Bourbon. Der hat 10 Prozent weniger und ist pur deutlich weniger komplex – aber er kostet knapp ein Drittel und mixt einen Sour, dem wir höchstens 7 von 100 Wertungspunkten für Geschmack abziehen würden. Heißt im Klartext: wer eh regelmäßig guten High Proof Bourbon genießt, holt sich den Elijah Craig – wer nur für Morgenthaler Sours einkauft, macht mit Wild Turkey 101 nix falsch.
Viel, viel, viel schwieriger, zumindest für uns: Amaretto. Wie eingangs erwähnt, hätten wir diesen Drink schon längst mal gerne erforscht, erlebt, besprochen und darüber gesprochen. Allein: Amaretto. Alter. Und dann kamen die wundervollen Ex-Kollegen von Perola auf die Idee diesen Adriatico Amaretto zu importieren. Weniger Zucker, echte Mandeln, alles Handarbeit. Richtig gutes Zeug, selbst wenn man Amaretto hasst. Sagen alle. Aber ich hatte Angst. Dann kamen die Blogger-Kollegen von Augustine Bar und Galumbi, letzterer mit derselben Aversion wie ich. Und die sagen dann: “Hey, kannste dir holen – richtig gutes Zeug.” Und irgendwann wird man weich. Holt das Ding. Stellt die Flasche auf die Homebar und guckt sie einen Monat lang immer wieder an. Und mixt sich dann irgendwann einen Morgenthaler Sour damit, trinkt zum ersten Mal seit über 20 Jahren Amaretto, angsterfüllt. Aber – ABER: Richtig. Geiler. Drink.
Für’s Protokoll: Wir sind die komplett falschen, um Amarettos zu bewerten. Wir mögen die nicht. Aber an anderen Amarettos riechen wir und fragen uns nur: “Ist Anja eigentlich noch sauer wegen dem Kühlschrank ihrer Oma?”. Am Adriatico schnuppern wir und denken uns: “Boah. Jetzt ‘nen Sour … “.
Die Amazon.de-Einkaufsliste für den Amaretto Sour
- Adriatico Amaretto*
- Wild Turkey 101 Bourbon*
- Besser, aber dreimal so teurer: Elijah Craig Barrel Proof*
- Oder du wirfst direkt einen Blick in Cocktailbart’s Liquideria auf amazon.de*
(Mit einem * markierte Links sind Affiliate-Links aus dem Amazon-Partnerprogramm. Benutzt ihr diese für euren Einkauf, erhalten wir dafür eine kleine Provision, am Preis selbst ändert sich für euch nichts.)
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Wie gut geschrieben. Unterhaltung pur! Gute Tiefe und Recherche! Danke für diesen Lesegenuss! Darauf trink ich gleich ein Amaraetto Sour lieber Johann!
Vielleicht ne blöde Frage, aber mit Eiweiß ist so richtig getrenntes Ei und dann mit Mixer schaumig schlagen gemeint? ?
Was macht ihr bei der Gelegenheit mit dem Eigelb? Gibts da auch was eklig gut süffiges? ?
Gibt keine blöden Fragen, wenn was unklar ist, einfach immer nachhacken – hat auch für uns den Mehrwert, dass der nächste mit der Frage dann in den Comments direkt nachgucken kann oder wir im Zweifel im Artikel anpassen 🙂
Mit Eiweiß ist richtig getrenntes Eiweiß gemeint, ja – nur, dass du’s nicht vorher schlägst, sondern die Schlonze mit in den Drink gibst. Das aufschlagen passiert beim Shaken (deshalb auch erst einmal ohne Eis shaken – gibt mehr und festeren Schaum).
Das Eigelb-Problem ist ein stetig wiederkehrendes, ja. Manchmal kommt man um’s Wegwerfen einfach nicht rum. Alternativ kann man sich im Laufe des Abends noch ein Omelett reinkontern. An Abenden, an denen wir mit vielen Eiweißdrinks rechnen, kaufen wir einen Tetrapack davon in der Metro oder greifen auf Aquafaba (das Wasser aus der Konservendose Kichererbsen) oder das Wasser aus der Mozarella-/Burrata-Packung zurück. Klingt zugegeben noch weirder, aber hat ähnliche Eigenschaften wie Eiweiß und ist vegan. Obendrein gibt’s Trockeneiweiß aus der Dose (funktioniert super und ist gut haltbar) oder pflanzliche Aufschäumer (Magic Foamer zB., der funktioniert für uns ganz gut).
Oh und ach: Man kann Eigelbe auch vermixen. Macht man aber meistens dann als ganzes Ei. Ein “Silver Fizz” mit Eiweiß wird etwa mit Eigelb zu einem “Royal Fizz”. Das hat Schaum und ist superdupercremig – aber verlangt vielen nochmal mehr Überwindung ab als nur das Eiweiß 🙂
Hatte das „Problem“ bei einem Cocktailabend auch vor einiger Zeit und habe nach für mich trinkbaren Rezepten mit Eigelb gesucht. Fazit: Eigelbdrinks werden nicht meine Favoriten:P. Ganz okay fand ich den „Sifi“ aus Tarlings Café Royal Cocktail Book, eine Art White Lady mit Eigelb und Grenadine. Interessant, womit man 1934 Cocktail Wettbewerbe gewinnen konnte!
Habt ihr schonmal die Methode vom Meyer Jörg aus der Boilerman Bar probiert? (https://www.youtube.com/watch?v=HnfJcw_abLI)
Du meinst mit einem selbstgebastelten Xanthan-Foamer? In der Form nicht – das rentiert sich für uns eher nicht, weil das Zeug ja nicht ewig hält. Rein technisch ist das aber eine super Lösung. Wir haben mit Xanthan früher viel für Espumas rumgespielt, das macht was es soll und ist mit ein bisschen Fingerspitzengefühl auch gar nicht so kompliziert zu benutzen.
Seitdem ich den Elijah Craig und den Adriatico 28% verwende, bekomme ich keinen Schaum mehr hin. Mit JD und schwachem Amaretto hat es immer gut funktioniert (nur der Schaum, nicht der Geschmack.) Wenn ich mehr Eiweiß (eines für zwei Drinks) verwende, wird der Drink nur dickflüssiger. Was mache ich falsch? Zu wenig Eis im shaker?
Mehr Alkohol kann tatsächlich dafür sorgen, dass es generell schwieriger wird, das aufzuschäumen, prinzipiell ist so eine Ferndiagnose aber immer schwierig. Hardcore-Tipps, die immer funktionieren: Mit dem Milchaufschäumer in den Drink gehen, bevor du shakest oder die Feder aus dem Hawthorne Strainer mitschütteln – sorgt beides selbst unter widrigsten Bedingungen für besten Schaum.