Cointreau Blood Orange und der Negroni Blanc

Cointreau Blood Orange in einem Twist auf den Chrysanthemum Cocktail.
Cointreau Blood Orange in einem Twist auf den Chrysanthemum Cocktail.

Cointreau rühmt sich damit, seit 1875 beständig die gleiche Rezeptur für seinen Orangen-Likör zu verwenden. Weil uns hier, anders als bei Campari, auch keine Sammler alter Varianten bekannt sind, die mit Sätzen um sich werfen wie “In meiner Kindheit gab es noch echten Triple Sec, Omas Kuchen bestand zu zwei Dritteln nur da draus!” glauben wir das auch einfach mal.

Die Flasche für dieses Tasting wurden uns für redaktionelle Zwecke zur Verfügung gestellt, Bedingungen gab es nicht. Mehr Informationen dazu am Ende des Artikels.

Weil nur Tradition auf Dauer aber nicht einmal dann für permanentes Wachstum sorgt, wenn seit Anbeginn des gedruckten Cocktail-Rezepts der eigene Name Synonym für “Triple Sec”  steht, öffnet sich auch Cointreau seit einigen Jahren für neue Rezepturen. Da wären etwa der Cointreau Noir, der ähnlich wie Grand Marnier auf Cognac als Basis setzt, aber seit 2017 dann auch der Cointreau Blood Orange, über den wir hier und heute reden wollen.

Was macht der Cointreau Blood Orange anders?

Gut, man könnte jetzt durchaus argumentieren, dass da nicht so viel anders sein kann: Das Original ist ein Orangenlikör, das neue Zeug setzt zusätzlich auf Blutorangen, die ihrerseits für ihre Bitterkeit bekannt sind. Trotzdem gibt es da durchaus aromatische Unterschiede: für “normalen” Triple Sec und Dry Curaçao werden Bitterorangen herangezogen werden, die meist wirklich ungenießbar bitter sind. Daher werden fast immer nur die intensiven Schalen verwendet, die ihrerseits zwar auch bitter sind, aber eher klassisch-orangig duften. Beim “normalen” Cointreau kommen zusätzlich noch die Schalen süßer Orangen in den Mix.

Cointreau Blood Orange in einem Negroni Blanc, einem weißen Negroni.
Cointreau Blood Orange in einem Negroni Blanc, einem weißen Negroni.

Blutorangen haben einen durchaus eigenen Geschmack, der sich von Bitter- und Süß-Orangen deutlich abhebt – und genau das soll sich als Ergänzung zur bestehenden Cointreau-Basis in dieser Variante wiederfinden. Verantwortlich dafür sind Früchte von der Insel Korsika, jenem französischen Mittelmeer-Eiland, dass so weit vor der Küste liegt, dass es viele schon eher Italien zurechnen. Die Blutorangen von hier sollen dem Cointreau Blood Orange eine immense Fruchtigkeit und eine “unnachahmliche Lebendigkeit” verleihen – die wird vor allem dadurch noch unterstrichen, dass der Blood Orange 10 Prozent weniger Alkohol aufweist. Ob sich das in der Aromatik wirklich so deutlich bemerkbar macht? Probieren wir:

So schmeckt die Blood Orange-Variante

Wir sind immer etwas irritiert, wenn aus tiefroten Flaschen glasklare Flüssigkeiten fließen – so auch hier, qualitativ hat das allerdings wenig zu bedeuten. So optisch unauffällig der Likör im Glas liegt, so intensiv zeigt er sich in der Nase. Kräftige Blutorangen-Noten dringen an die Nase, dann zugegeben lange nichts. Erst mit etwas Zeit zum Atmen zeigt er Anklänge von Limetten und Vanille, dazu ganz leicht entfernt ein wenig Rhabarber, der kurz darauf in Erdbeerbonbon umschlägt.

Nase: Blutorange, Limette, Vanille, Rhabarber, Erdbeerbonbon

Mund: Zitrone, Blutorange, Melisse, Honigmelone, Minze

Im Geschmack ist er frischer und heller, als zunächst vermutet – noch bevor die unvermeidliche Blutorange am Gaumen ankommt, schmecken wir kristallklar Zitrone. Danach entfalten sich Noten von Melisse, Honigmelone und tatsächlich auch ein wenig frische Minze, alles untermalt von einer kräftig-bitteren Note, die dabei aber niemals schwer wirkt.

Cointreau Blood Orange pur und in Cocktails

Im ersten Moment, wir geben’s zu, wirkt diese Cointreau-Variante fast ein wenig künstlich – die Aromen haben stellenweise einen starken Einschlag gefüllter Fruchtbonbons, gerade in den besonders zitruslastigen Momenten. Darauf müsst ihr euch einstellen, denn wenn ihr einfach einen Cointreau mit Blutorangen-Aromen sucht, könntet ihr sonst enttäuscht werden. Wohlgemerkt aber: uns gefallen diese Noten. Zu keinem Zeitpunkt schmeckt der Likör pappig oder chemisch und spätestens in Drinks weicht das leicht künstliche Zitrusbonbon einer intensiven Blutorangen-Liebe, die sich auch gegen kräftiger gebaute Spirituosen-Kollegen durchsetzen kann.

Cointreau Blood Orange in einer Margarita-Variante auf Scotch-Basis.
Cointreau Blood Orange in einer Margarita-Variante auf Scotch-Basis.

So mixen wir uns etwa einen Neat Negroni mit Hepple Gin und Werner Wermut (der Cointreau ersetzt hier quasi den Campari) und das Ergebnis ist, auch wegen des Zusammenspiel aus saurem Werner und bittersüßem Cointreau Blood Orange, eine aromatische Überraschung. Auch als Triple-Sec-“Ersatz”, etwa in einem Sidecar macht er sich nicht schlecht, wobei ihr dabei allerdings einen eher kräftigen Cognac einsetzen solltet – der geht sonst. Natürlich haben wir uns aber auch einige eigene Rezepte überlebt, unter denen uns vor allem der Chrysanthemum 2020 sehr gut gefallen hat.

Scotch Margarita

  • 6 cl Highland Scotch Whisky
  • 2,25 Cointreau Blood Orange
  • 0,75 cl Creme de Menthe
  • 3 cl Limettensaft

Alle Zutaten zusammen auf Eis shaken, in eine gefrostete Coupette abseihen. Mit Limettenzeste garnieren. Trinken.

Chrysanthemum 2020

  • 6 cl Quinquina Blanc
  • 2,25 cl Cointreau Blood Orange
  • 1 BL Creme de Menthe
  • 1 Bl Absinth

Alle Zutaten zusammen auf Eis rühren, in eine gefrostete Coupette abseihen. Für Instagram ein Bild mit einem fetten Eisblock in der Coupette machen, vorher mit Thymian garnieren. Eisblock entfernen. Trinken.

Cointreau Blood Orange im Chrysanthemum 2020, mit extra Nebel. (weil wir ihn testweise noch geräuchert haben).
Cointreau Blood Orange im Chrysanthemum 2020, mit extra Nebel. (weil wir ihn testweise noch geräuchert haben).

Negroni Blanc

  • 3 cl Gin
  • 3 cl Quinquina Blanc
  • 3 cl Cointreau Blood Orange

Alle Zutaten zusammen auf Eis im Glas rühren, mit einer Orangenzeste garnieren. Trinken.

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Fazit: Fruchtig-frische Alternative zu klassischem Triple Sec, die Puristen abschrecken, Fans intensiver Blutorangen-Aromen begeistern wird.

Daten: 30 Prozent, um 20 Euro für 0,5 Liter, Frankreich

Die Flasche Cointreau, die hier zum Einsatz kam, wurde uns für redaktionelle Zwecke zur Verfügung gestellt, dabei wurde aber weder auf eventuelle Artikel noch auf das Tasting Einfluss genommen. Wir danken für die ausnehmend freundliche und partnerschaftliche Zusammenarbeit. 

 

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Johann

Cocktailbarts Archmage of Content bei Nacht, Familienvater & Texter bei Tag. Lieblings-Drink Martini, Lieblings-Spirituose trotzdem Rum. Wohnt in Franken, kommt aus der Oberpfalz (ist beides in Bayern, tschuldigung). Typischer Satz: "Meinste das wär geiler, wenn man Olivenlake reintut?"

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