Cointreau Noir – Triple Sec mit Cognac im Cocktail-Test

Der Cointreau Noir in einem Milk Punch-Twist.
Der Cointreau Noir in einem Milk Punch-Twist.

Nur sehr wenige Cocktail-Zutaten finden sich so häufig in Rezepten wie Triple Sec oder Orange Curaçao – und nur wenige Spirituosen stehen so selbstverständlich für ihre Kategorie wie Cointreau. Bitterorangen-Likör ist essenzielle Zutat von Drinks wie dem Margarita oder dem Mai Tai und in manch klassischer Rezeptur wie dem Sidecar wird der französische Triple Sec sogar explizit genannt. Er und der ebenfalls französische Grand Manier liefern sich seit Ende des 19. Jahrhunderts ein ständiges Rennen um den größten Bekanntheitsgrad dieser Spirituosen-Kategorie.

Die Flasche für dieses Tasting wurden uns von der Diversa Spezialitäten Gmbh zur Verfügung gestellt, Bedingungen gab es nicht. Mehr Informationen dazu am Ende des Artikels.  

Der Hauptunterschied zwischen beiden, neben den geschmacklichen Eigenheiten: Im Grand Marnier findet sich Cognac – das macht ihn für den Pur-Genuss zwar laut Meinung vieler Genießer spannender, in Cocktails aber schwieriger einzusetzen. Deswegen gibt es von Grand Manier auch den Grand Marnier Cordon Jaune, einen klassischen Triple Sec mit gelbem Etikett. Nach über 100 Jahren glich Cointreau  2014 diesen Sortiments-Nachteil aus – und brachte mit dem Cointreau Noir selbst einen Triple Sec mit Cognac heraus. Seit 2016 gibt es den Likör mit dem schwarzen Etikett auch in Deutschland.

Die Geschichte hinter Cointreau Noir

Erfunden wurde der Likör 1875 von Édouard Cointreau, der zu diesem Zeitpunkt die Destille seines Vaters und Onkels übernahm. Er wollte einen Curaçao-Likör mit etwas mehr Balance schaffen – was ihm im Nachhinein betrachtet wohl gelang. Sein Produkt gilt der erste Triple Sec überhaupt. Oder zumindest als eines der ersten, dass diese Bezeichnung verwendete: “Triple Sec”, zu Deutsch “Dreifach Trocken” ist damals nicht mehr als ein Werbegag und selbst heute noch keine offizielle oder irgendwie genormte Spirituosenkategorie. Dass in der Zeit von 1875 bis heute immer mehr Billig-Produkte den gleichen Titel für sich beanspruchen, sorgt dafür, dass Cointreau das Label Triple Sec irgendwann ganz von der Flasche entfernt.

Der Cointreau Noir mit Ginger Ale - lecker.
Der Cointreau Noir mit Ginger Ale – lecker.

Das Unternehmen ist bis heute in Familienhand, wenn auch inzwischen unter der Dachmarke Rémy Cointreau nach einer Fusion mit dem bekannten Cognac-Haus Rémy Martin. Dessen Weinbrand ist es dann auch, der jetzt als nicht ganz so geheime Zutat in den Cointreau Noir mit einfließt. Schon Ende des 20 Jahrhunderts soll Édouard Cointreau über einen solchen Likör nachgedacht haben, vielleicht sogar als Antwort an Grand Manier. Und ganz generell soll der Noir dann auch an diese klassische Cocktail-Zutat um die Jahrhundertwende erinnern, was auch die zugehörige Geschenkverpackung ganz klar widerspiegelt. Aber schmeckt man diesen Glanz vergangener Tage auch?

So schmeckt Cointreau Noir

Im Glas schimmert der Cointreau Noir in rötlichem Bernstein und schwenkt sich für einen Likör sehr leicht. Die Nase ist leicht und frisch: Zitronen, Bitterorangen, Grapefruit kommen uns sofort in den Sinn. Danach wird er komplexer, Äpfel und Mandarinen legen sich hinterher, dahinter dann sehr leicht Noten von Holz und karamellisierten Nüssen. Die warmen Noten untermalen jedoch nur, prägnant bleiben auch nach Minuten noch die fruchtig-frischen Aromen.

Nase: Zitronen, Bitterorangen, Grapefruit, Äpfel, Mandarinen, Holz, Karamellisierte Nüsse

Mund: Zitrone, Grapefruit, Orangen, Holz, Trauben, Honig

Im Mund ist er nicht so überbordend süß wie erwartet, trotzdem unverkennbar likörig. Das cremige Mundgefühl wird begleitet von denselben intensiven Zitrus-Noten, die wir schon in der Nase hatten, Zitrone, Grapefruit und Orangen, mit angenehmen Bitternoten. Im Abgang leicht pfeffrig, aber weich. Für einen kurzen Moment schmeckt er ein bisschen wie ein Nimm-2-Bonbon mit einem sehr erwachsenem Unterton. Im Nachgeschmack nehmen wir dann zum ersten Mal auch tatsächlich Cognac-Noten wahr mit sanften Anklängen von Holz, Trauben und Honig.

Cointreau Noir in Cocktails und Longdrinks

Wer gerne Grand Manier pur oder auf Eis trinkt, wird auch den Cointreau Noir mögen – welchen man bevorzugt ist wahrscheinlich reine Geschmacksfrage. Weil wir bein unseren Neat-Drinks aber eher keine Freunde von Likör sind, testen wir den Noir erstmal in den Shortdrink-Klassikern Margarita und Sidecar. Während in der Margarita kaum ein Unterschied zur Version mit normalem Cointreau festzustellen ist, wird der Sidecar wahrscheinlich bedingt durch den Cognac-Anteil etwas zu kräftig, zu herb, wenn auch nur eine Nuance.

Recht schnell folgen wir also den Empfehlungen auf der offiziellen Cointreau-Webseite und nutzen den Triple Sec stattdessen in Longdrinks: Ein Test mit Apfelsaft und etwas Soda verläuft hervorragend. Hier spielen sich sogar seine nussigen Noten leicht nach vorn, der fruchtige Apple-Triple-Sec-Fizz macht unglaublich Laune. Noch grandioser: die Variante mit Ginger Ale, der wir noch den Saft einer halben Limette hinterherschütten – der Wahnsinn. Wir hätten vorher nicht gedacht, dass die Kombi Filler + Likör so gut funktionieren kann, aber das würden wir so auch jederzeit an jeder Bar bestellen – irre lecker.

Versuche mit Tonic sind eher durchwachsen, mit Fever Tree Mediterranean wird der Drink in Ordnung, mit Thomas Henry Cherry Blossom dagegen eher arg schwierig. Wir bleiben bei Ginger Ale und Apfelsaft. Natürlich testen wir auch, wie gut sich der Cointreau Noir in Drinks durchsetzen kann, in denen er nur wenig Anteil hat –  etwa in einer Mai Tai-Variante mit Orgeat aus gesalzen Pistazien und einem Schuss Ginger Ale (ja, wir arbeiten da an was) und tatsächlich funktioniert er hier etwas besser als der klassische Cointreau. Er bringt mehr Wärme rein, passt besser in das Gesamtkonzept Tiki. Allerdings leider auch nicht so viel besser, als dass sich der mehr als doppelt so hohe Preis wie für den Standard-Cointreau lohnen würde.

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Fazit: Ein spannender Likör, der sich allerdings eher an Fans (unerwartet leckerer) orangiger Longdrinks und Freunde des klassischen Grand Marnier für den Purgenuss richtet als an diejenigen, die einen neuen Cocktail-Triple Sec suchen. Die bleiben wahrscheinlich lieber beim normalen Cointreau.

Daten: 40 Prozent, Frankreich, 0,7 Liter, um 38 Euro

Der Deutsche Vertrieb des Cointreau, die Diversa Spezialitäten GmbH, hat uns eine Flasche des Cointreau Noir für redaktionelle Zwecke zur Verfügung gestellt, danach aber weder auf Art noch Umfang eventueller Artikel, noch das Tasting Einfluss zu nehmen versucht. Wir sagen Danke für die tolle und unkomplizierte Zusammenarbeit.

P.S.: Wir arbeiten mit dem Cointreau Noir gerade an einer Milk-Punch-Variante mit Cream Soda, die etwas leichter und filigraner ist als das Original – das Ergebnis seht ihr im Aufmacherbild oben. Das sieht zwar schon geil aus, schmeckt bisher aber noch komisch (hauptsächlich wegen der Cream Soda, die tilten wir wahrscheinlich) – aber da kommt noch was, versprochen!

 

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Johann

Cocktailbarts Archmage of Content bei Nacht, Familienvater & Texter bei Tag. Lieblings-Drink Martini, Lieblings-Spirituose trotzdem Rum. Wohnt in Franken, kommt aus der Oberpfalz (ist beides in Bayern, tschuldigung). Typischer Satz: "Meinste das wär geiler, wenn man Olivenlake reintut?"