Papidoux Calvados XO und der Piequiri Cocktail

Papidoux im There's an apple for that mit Ahornsirup und Apfelbitters.
Papidoux im There's an apple for that mit Wermut und Sherry.

Calvados ist eine Spirituose, die eigentlich eine eigene Kategorie bräuchte. Diesen hier einfach unter “Obstbrand” abzulegen ist so dreist, dass wir uns das eigentlich kaum getraut hätten, wenn wir in Anbetracht der Vorweihnachtszeit nicht viel zu faul wären, einen Kategorietext speziell zum Thema “Calvados” zu schreiben. Wir holen das im Laufe des kommenden Jahres sicher nach – bis dahin aber starten wir in die große weite Welt französischer Apfelbrände mit genau dem Produkt, das in praktisch jedem deutschen Calvados-Regal steht: Papidoux. Der stellt hierzulande 4/5 des gesamten Calvados-Marktes – und das hat einen ganz speziellen Grund.

Die Flasche für dieses Tasting wurde uns von der Conalco Spirituosen UG zur Verfügung gestellt. Bedingungen gab es nicht, ausgenommen der transparenten Nennung des Unternehmens im Fall einer Veröffentlichung. Mehr Informationen dazu am Ende des Artikels.  

Die Story hinter Papidoux Calvados

Hinter Papidoux steht die Distillerie Busnel (Cormeilles) – ein Familienbetrieb  gegründet 1820, im Herzen des Pays d’Auge in Pont l’Evêque. Hier stellt man Calvados AOC her, eine der drei erlaubten Bezeichnungen für dieses Destillat neben Calvados Pays d’Auge und Calvados Domfrontais. Alles drei geschützte Herkunftsbezeichnungen und wie man es auch von Cognac und Champagner kennt bei den Franzosen, heißt die Region, die alle Herkunftsgebiete für die drei Apfelbrand-Gebiete einschließt natürlich höchstselbst “Calvados”. Schaut man jetzt in den Online-Shop der Distillerie Busnel sieht man allerdings nur deren  Eigenmarken. Der Grund dafür und auch der Grund für die Papidoux-Vorherrschaft in Deutschland: den Papi brennt man dort im Auftrag für den deutschen Besitzer der Marke: Borco. Und der vertreibt sein Baby natürlich mit großer Leidenschaft im eigenen Land.

Papidoux XO 1:1 mit Chartreuse gerührt - irre, aber geil.
Papidoux XO 1:1 mit Chartreuse gerührt – irre, aber geil.

Man könnte nun unken, dass ein französischer Traditionsprodukt in deutscher Hand wenig traditionell ist, dank der strengen AOC-Richtlinien finden jedoch alle Herstellungsschritte des Calvados auch tatsächlich in Frankreich statt: Anbau und Ernte der Äpfel, Verarbeitung, Abfüllung. Wen interessiert denn da bitte, welche Landsmänner die Markeninhaber sind? Eben. Von den vier Varianten, die es derzeit von Papidoux auf dem Markt gibt – Fine (mindestens 2 Jahre alt), VSOP (mindestens 4 Jahre alt), XO (mindestens 6 Jahre gereift) und Hors D’age 15 ans (15 Jahre alt) haben wir uns den XO geschnappt. Und der schmeckt so:

So schmeckt der Papidoux XO

Bernsteinige Farbe, cremiger Schwenk (ist de facto kein deutsches Wort, aber wen cared das schon?) mit ansehnlicher Tröpfchenbildung. Die Nase ist recht frisch, mit Noten von Äpfeln (klar), Kirschen, Minze und etwas Kamille. Eine ganz leichte Alkohol-Note schwingt mit, die aber schnell wieder verfliegt. Je länger man ihn stehen lässt, desto mehr brechen sich neben den fruchtigen Aromen Karamell und vor allem Vanille Bahn.

Nase: Äpfel, Kirschen, Minze, Kamille, Karamell, Vanille

Zunge: Apfel, Kirschen, Minze, Heu, Rauch, Vanille

Auf der Zunge kommt der Papidoux deutlich kräftiger an als erwartet, mit einer schwierig wegzudiskutierenden Schärfe. Geschmacklich finden sich natürlich die Äpfel wieder, dazu erneut Kirschen und ein wenig Minze, hinzu kommen Heu und ein Hauch von Rauch. Im Abgang findet sich auch die Vanille wieder, allerdings wieder mit einem alkoholischen Einschlag, den wir schon von der Nase her kennen. Im Nachgang bleiben wie erhofft vor allem die Äpfel.

Der Calvados pur und in Cocktails

Pur finden wir den Papidoux zugegeben etwas kratzig, auf Eis fehlt ihm die aromatische Breite – durch seine angenehme Kräftigkeit eignet er sich aber hervorragend für Cocktails, in denen natürlich vor allem die Apfel-Noten zur Geltung kommen. Schon in den letzten Monaten haben wir den Papidoux in Drinks mit Rutte Sloe Gin oder dem Alpestre erfolgreich benutzt, auch in unserem weihnachtlichen Old Fashioned mit dem Von Have Weihnachtszauber findet er sich wieder. Obendrein haben wir uns aber auch an ein paar eigene Experimente gewagt:

Piequiri

  • 6 cl Calvados
  • 2 cl Ahornsiurp
  • 2 cl Limettensaft
  • 2 Spritzer Rubinette Apple – Lemon Thyme Bitters

Alles zusammen auf Eis shaken und in eine gefrostete Coupette abseihen. Mit Limettenzeste garnieren. Trinken.

Papidoux im There's an apple for that mit Wermut und Sherry.
Papidoux im There’s an apple for that mit Wermut und Sherry.

There’s an apple for that

  • 5 cl Calvados
  • 2 cl Trockener Wermut
  • 2cl Trockener Sherry
  • 1 Spritzer Zuckersirup

Alles zusammen auf Eis rühren und mit Apfelspalten garnieren. Trinken.

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Fazit: Intensive Apfelnoten mit Anklängen von Kräutern und Vanille, allerdings mit einer gewissen Schärfe – ein guter Calvados zum mixen, für den Pur-Genuss fehlt es ihm an Komplexität und Weichheit.

Daten: 40 Prozent, um 20 Euro für 0,7 Liter, Frankreich

Conalco hat uns eine Flasche des Produkts zur Verfügung gestellt, aber weder auf eventuelle Artikel noch auf das Tasting Einfluss genommen. Wir danken für die ausnehmend freundliche und partnerschaftliche Zusammenarbeit. 

 

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Johann

Cocktailbarts Archmage of Content bei Nacht, Familienvater & Texter bei Tag. Lieblings-Drink Martini, Lieblings-Spirituose trotzdem Rum. Wohnt in Franken, kommt aus der Oberpfalz (ist beides in Bayern, tschuldigung). Typischer Satz: "Meinste das wär geiler, wenn man Olivenlake reintut?"