Four Roses Bourbon

Four Roses Bourbon in einem Old Fashioned Cocktail.
Four Roses Bourbon in einem Old Fashioned Cocktail.

Wir wünschen uns, dass die Leute bei Whisky-Cocktails mehr Abenteuer wagen – mal einen ultrarauchigen Islay-Whisky in den Whisky Sour kippen, mal einen Mint Julep mit einem herben Rye Whiskey mixen. In der Realität werden aber auch weiterhin privat die meisten Bourbon in ihre Drinks kippen. Und daran ist erstmal nix schlechtes, die Süße des amerikanischen Whiskeys verleiht einem Cocktail etwas sehr eigenes, schönes. Nur der richtige sollte es sein und nicht zu teuer. Und da ist der Four Roses Yellow Label eine hervorragende, im Bereich Preis/Leistung sogar die beste Variante.

Die Story hinter Four Roses Bourbon

Four Roses ist ein klassischer amerikanischer Bourbon-Produzent – der Name geht wohl zurück auf die Gründerfamilie Rose, auch wenn die Marke selbst eine rührige Liebesgeschichte dazu erzählt. Die Gründer besaßen die Destillerie allerdings nur zwei Jahre, von 1886 bis 1888. Durch die Prohibition in den USA manövrierte sich das Unternehmen unter dem neuen Besitzer mit der Produktion von “medizinischem Whisky”. Ja, genau – wir gehen demnächst auch zum Arzt und beklagen uns über Ohrenschmerzen, gegen die nur eine große Dosis medizinischer Gin Tonic mit viel Gurke hilft.

Jedenfalls wurde Four Roses nach der Prohibition zum bestverkauften Whisky der USA. Das reichte, um in Europa und Japan mit dem Yellow Label Straight Bourbon auch Jahrzehnte später noch der dritterfolgreichste Whiskey hinter Jack Daniels und Jim Beam zu werden. Daher kennt auch fast jeder noch heute zumindest die Flasche aus den Regalen, selbst wenn viele den Four Roses noch nie getrunken haben. In den USA dagegen ging man nach einer Weile dazu über, den Four Roses nur noch als Billig-Blend zu verkaufen. Erst seit 2002 die japanische Kirin-Brauerei den Laden übernommen hat, geht’s wieder bergauf und immer mehr hochwertige Single Barrel- und Spezial-Editionen vom Four Roses kommen heraus.

Der Whisky, um den es hier und heute geht, ist der Signature Bourbon des Hauses: der Four Roses Straight Bourbon, wegen seines gelben Etiketts auch einfach Yellow Label genannt. Genau wie zum Beispiel auch der Jim Beam Rye aus demselben Grund Yellow Label genannt wird – dahinter steckt kein spezielles Qualitätsmerkmal. Mit im Schnitt 17 bis 20 Euro ist der Four Roses genauso günstig wie Jack und Jim, oft sogar günstiger – daher haftet ihm ein ganz ähnliches “geht nur mit Cola”-Image an wie diesen beiden. Aber ist das so? Wir machen den Test.

So schmeckt Four Roses Bourbon

Im Glas ist der Four Roses nicht besonders auffällig, nicht stark ölig, nicht zu dünn. Die Farbe ist vergleichsweise dunkel, was auf die für Bourbon vergleichsweise lange Lagerzeit zurückzuführen ist, der Whiskey wird aus einzelnen Bourbons mit 6 bis 10 Jahren Lagerzeit verschnitten. Und nachfärben ist bei amerikanischem Bourbon verboten. In der Nase kommt der Four Roses mit einer würzigen, holzigen Süße daher, die sich irgendwo zwischen Lakritze und Vanille ansiedelt. Ein bisschen Waldhonig kommt noch dazu und ganz hinten etwas Orange.

Nase: Vanille, Holz, Lakritze, Waldhonig

Zunge: Vanille, Eiche, Lakritze, Alkohol

Im Mund setzt sich das Geschmacksbild fort: Erst kommt die relativ klare Vanille, danach das Eichenfass und beides verbindet sich zu dem, was wir als Lakritz-Ton wahrnehmen. Insgesamt ist der Whiskey sehr süß, gerade noch angenehm. Hinten raus merkt man eine klare alkoholische Schärfe auf die ersten drei bis vier Schlücke, die kann er schlecht verbergen, aber in der Nase hatten wir sie vorher zugegeben nicht. Insgesamt haben wir hier nicht besonders viel Tiefe – aber eine sehr angenehme Intensität.

Der Four Roses in Cocktails

Ein Bourbon in dieser Preis-Klasse ist was zum Mixen, klar. Wer amerikanischen Whiskey mag, macht hier zwar im Purgenuss nicht viel verkehrt, vor allem, wenn man mit ein paar Tropfen Wasser die Aromen noch ein bisschen weiter öffnet. Wobei wir für den puren Genuss lieber ein paar Euro mehr ausgeben und uns etwas Weicheres, Tiefgründigeres holen würden. In Cocktails aber ist der Four Roses eine Wucht: Im Mint Julep schmiegt er sich geschmacklich eng an die Minze und funktioniert auch toll mit dem vielen Eis. Man erhält einen sehr sommerlichen, sehr erfrischenden Drink.

Im Old Fashioned macht er ebenfalls eine gute Figur, gerade hier muss man aber aufpassen mit Zucker und Zuckersirup . Der Four Roses Yellow Label ist von sich aus schon derart süß, dass ein Drink leicht pappig werden kann, wenn man mit Abzug an der imaginären Sirup-Pistole cowboymäßig ausrutscht. Also lieber etwas weniger Zucker. Und als Ersatz vielleicht ein oder zwei cl mehr Whisky – braucht ja schließlich Substanz, so ein Cocktail-Rezept.

Four Roses Bourbon Whisky (1 x 0.7 l) * auf Amazon.de kaufen. 

(Mit einem * markierte Links sind Affiliate-Links aus dem Amazon-Partnerprogramm. Benutzt ihr diese für euren Einkauf, erhalten wir dafür eine kleine Provision.)

Fazit: Für den puren Genuss auf Eis ganz in Ordnung – wenn man Bourbon eh schon gut findet. Der Kaufgrund für Four Roses ist aber das irre Preis-Leistungs-Verhältnis für einen ziemlich geilen Mix-Bourbon.

Daten: 40 Prozent, ca. 18 Euro, USA

 

Zuletzt überarbeitet am

Anzeige für Cocktailbarts Merch-Shop.
Anzeige für Cocktailbarts Merch-Shop.

Jetzt für den Newsletter anmelden und nie wieder einen Cocktailbart-Artikel verpassen

Johann

Cocktailbarts Archmage of Content bei Nacht, Familienvater & Texter bei Tag. Lieblings-Drink Martini, Lieblings-Spirituose trotzdem Rum. Wohnt in Franken, kommt aus der Oberpfalz (ist beides in Bayern, tschuldigung). Typischer Satz: "Meinste das wär geiler, wenn man Olivenlake reintut?"

3 Kommentare

Klicke hier um einen Kommentar hinzuzufügen
  • Ich habe mir den Four Roses in den letzten Tagen mal auf Grund Eures Artikels gegönnt und ich muss sagen, er ist ein toller Bourbon. Preis-Leistun ist der Hammer. Pur ist er vielleicht nicht die erste Wahl, aber in einem Gold Rush mit Honigsirup macht er eine fantastische Figur. Gerade mit Honig verträgt er sich meiner Meinung nach sehr gut. Im Whisky Sour (mit Ei) macht er sich auch sehr gut, wobei ihm hier schon ein wenig die Power fehlt. Hier muss man aufpassen, dass man ihn mit der Süß – Sauer Kombi nicht erschlägt. Dafür ist er sehr süffig.

    Einen Old Fashioned muss ich noch testen, im Moment fahre ich aber voll auf den Woodford Reserve im OF ab, daher muss das noch warten :-).

    Es wäre übrigens schön, wenn Ihr Euch noch ein Paar Bourbons oder Ryes “zur Brust” nehmen könntet, ich finde diese Whiskys zur Zeit extrem spannend. Aus meiner Sicht sind sie viel besser als ihr Ruf, denn wenn man vielen Rezensionen glauben darf, ist Bourbon eigentlich nicht trinkbar. Das ist nach meiner Meinung aber totaler Blödsinn, es gibt sehr gute Tropfen in den USA, und das – im Vergleich zu schottischen oder japanischen Whiskys – zu einem unschlagbaren Preis.

    Das zeigt nur, dass viele Leute einfach keine Ahnung von guten Spirituosen haben und sich von der “Scotch”-Hype treiben lassen.

    • Hi Arka,

      freut uns, dass der Four Roses gefällt. Was das Preis-Leistungs-Gefälle angeht, ist er bisher auch unser Highlight, auch wenn’s für einen Fünfer mehr dann schon Tropfen gibt, die pur dann doch nochmal eine Schippe drauflegen.

      Wir haben in den nächsten Monaten dann auch tatsächlich noch eine gute Ladung Whiskeys und Whiskys auf der Karte, darunter auch vor allem American Whiskey – wir sind da nämlich ganz bei dir, dass der Scotch-Snobismus gegenüber Bourbon gar nicht geht 🙂

  • Den Four Roses trinke ich seit 35 Jahren mit Cola gemixt, wenn andere ihr Bier trinken.
    4cl ins 0,25er Glas, gut mit Eis gekühlt, Cola drauf. Dafür ist er einfach der Beste.