Russian Standard im Wodka-Cocktail-Test

Russian Standard Wodka in einer Badewanne voller Baby-Octopusse?
Russian Standard Wodka in einer Badewanne voller Baby-Octopusse?

Gibt man vodka.com in den Browser ein, landet man auf der Webseite von Russian Standard. Dieser Spaß hat den russischen Oligarchen Rustam Tariko 2,2 Millionen Euro gekostet. Wüsste man nur das und sonst nichts über diesen Wodka, wäre trotzdem klar: Hier haut einer mal ordentlich auf die Kacke, da wird gekleckert statt geklotzt. Das merkt man auch auf Marketing-Ebene, wo mit 200 Destillationen, unbesiegbarem Überweizen, der selbst russische Winter überlebt, extrem wissenschaftlich wirkenden Filter-Verfahren und einem Hauch Astrologie ein geradezu mystischer Super-Wodka erschaffen wird.

Und das alles für ein Produkt, dass sich im Wesentlichen dadurch auszeichnet, dass es einem eben nicht auf die Fresse haut, sich im Cocktail-Rezept nicht in den Vordergrund drängt: Russian Standard ist ein günstiger Wodka, einer der in jedem Supermarkt steht, neben Smirnoff und Gorbatschow und der sich seine Herkunft auf die Fahne schreibt, statt sie nur anzudeuten. Das – in Kombination mit dem auffälligen Marketing – sorgte dafür, dass Russian Standard auf den meisten Partys heutzutage wirklich “Standard” ist – den rund 4 Euro günstigeren Gorbatschow, der viele von uns in die 20er begleitet hat, wird glücklicherweise zur Rarität.

Jungspund Russian Standard

Die Marke Russian Standard gibt es erst seit Ende der 90er, damit ist sie noch relativ jung. Das ist wohl mit ein Grund, warum man sich mit vielen traditionellen Adjektiven schmückt, beim Design eher klassisch bleibt (für russische Verhältnisse) und sich auf den Super-Weizen, Gletscherwasser und Wissenschaftler-Gequatsche stützt. Das scheint zu funktionieren: Russian Standard beherrscht über 60 Prozent des russischen Wodka-Marktes und 15 Prozent des Kreditkartengeschäfts.

Richtig gelesen: Russian Standard ist in Russland nicht nur einfach ein Wodka, es ist eine Bank, Kreditgeber sowie ein Kreditkarten-Unternehmen und verfügt über eine Private Banking Sparte, in die man nur mit Einladung reinkommt. Wer hier drin ist, kann sein ganzes Geld in Russian Standard investieren, ohne sich ein eigenes Zimmer für die Hausbar einrichten zu müssen. Obwohl man sich auch dafür schlechtere Kandidaten als den Russian Standard aussuchen könnte.

So schmeckt Russian Standard Wodka

Schon warm ist er im Glas von klarer Farbe aber milchiger Konsistenz. Eisgekühlt verwandelt er sich in Öl, zieht ganz klare Schlieren. An der Nase macht man keine störenden Alkoholnoten aus, das Getreide nimmt den kompletten Duft ein. Erst, wenn man wie ein Blöder ganz tief einatmet, spürt man eine sehr sanfte, alkoholische Schärfe in der Nase. Aber so trinkt halt niemand Wodka, deswegen ist das vollkommen egal.

Nase: Getreide

Zunge: Weizen, angenehme Bitternoten

Im Mund verliert er ein wenig an Öligkeit, das Mundgefühl ist nicht so überzeugend, wie wir es erwartet hätten. Dafür überzeugt der Geschmack. Klar, Wodka an sich ist relativ neutral, aber Russian Standard hat klare Weizennoten, ist im Abgang leicht bitter, gerade so dass es noch angenehm ist, brennt nicht und hat vor allem keine Nagellack-Fehltöne. Diesen Wodka kann man auch ungekühlt pur genießen, wenn man puren Wodka mag – so weich ist er.

Russian Standard im Cocktail

Im Moscow Mule geht der Russian Standard komplett auf, man schmeckt ihn praktisch nicht heraus – genau wie das bei einem Moscow Mule eben sein soll. Im Vodka Martini saugt er die Aromen des Wermuts recht gierig in sich auf, ergänzt sie gut durch die Weizennoten. Wer die nicht überlagern will, bleibt bei der Extra Dry-Variante. Für White und Black Russians ist der Russian Standard unser neuer Liebling – er hebt den Kaffeelikör und den Eigengeschmack der Sahne schön heraus und hält sich in diesem Cocktail ansonsten bescheiden im Hintergrund.

Eine Flasche Russian Standard kostet im Supermarkt 12 Euro – und damit putzt der Russe so ziemlich jeden anderen Wodka von der Preis-Leistungs-Tabelle. Klar: Andere Wodkas für ein paar Euro mehr sind auch gut, bewegen sich auf ähnlichem Niveau und ab einem gewissen Preis werden die Wodkas auch nochmal besser, weil noch milder und mit noch mehr und klareren eigenen Aromen. Beispiele dafür sind zum Beispiel der französische Grey Goose Wodka oder die Premium-Variante des Russian Standard, der Imperial. Aber die kosten eben 40 beziehungsweise 30 Euro und damit deutlich mehr.

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Fazit: Sehr weicher und angenehmer Wodka, mit tollem Preis-Leistungs-Verhältnis. Auch für puren Genuss absolut in Ordnung.

Daten: 40%, 0,7 Liter, um 12 Euro, Russland

Zuletzt überarbeitet am

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Johann

Cocktailbarts Archmage of Content bei Nacht, Familienvater & Texter bei Tag. Lieblings-Drink Martini, Lieblings-Spirituose trotzdem Rum. Wohnt in Franken, kommt aus der Oberpfalz (ist beides in Bayern, tschuldigung). Typischer Satz: "Meinste das wär geiler, wenn man Olivenlake reintut?"

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