Cocktails zum Essen, das liegt im Trend. Bars und hippe Restaurants bieten Foodpairing-Menüs, ein Aperitif vor dem Essen und ein Digestif danach gehören vielerorts schon zum guten Ton. Wir gehen an dieser Stelle einen Schritt weiter – wir ersetzen einen kompletten Gang durch Schnaps – das Dessert. Nix mit Kuchen essen, heute wird direkt nach dem fetten Braten gesoffen. Zugegeben, das Dessert ist traditionell eh am empfänglichsten für einen kleinen Schuss Madeira/Maraschino/Eierlikör/Kirschwasser und von der Piña Colada bis zum “Beschwippsten Ananas-Eis” ist es kein großer Weg.
Als Connoisseur könnte man in diesem Moment an seinem Last Word, Martini oder Manhattan nippen und sich beschweren, dass die überzuckerten Monster-Drinks, die jetzt gleich folgen, so gar nichts mehr gemein hätten mit klassischer Cocktail-Kultur. Da hätte man dann sogar recht. Sich bei 30 Grad im Schatten einen Shake aus Karamellcreme, Vanille-Eis und zerbröselten Keksen ins Gesicht zu schütten, das grenzt an Masochismus. Sich vor dem Essen einen sahnigen Swimming Pool zu bestellen, ist ein Garant für übriggelassene Knödel. Und wer eine Moose Milk aus drei bis fünf Sorten Schnaps, Ahornsirup und Eis zum Dessert dazu trinkt, der kann schon mal die Mail-Adresse vom Diabetes-Berater googeln. Obwohl … da ein Stück Kuchen reindippen … Bevor wir auf blöde Ideen kommen, hier unsere 7 Favoriten für Drinks, die locker jeden Nachtisch ersetzen können:
Der “leichte”: Banana Pancake Cocktail
Für den Fall, dass irgendein Fan klassischer, starker Drinks ohne Schnickschnack noch mitliest, fangen wir an der Stelle langsam an. Mit einem herbsüßen, fruchtigen Drink, den wir selbst entwickelt haben: dem Banana Pancake. Der Rum-Cocktail mit gerösteten Bananen und geröstetem Limettensaft ist vergleichsweise leicht, bringt aber eindeutige Dessert-Qualitäten mit. Setzt man ihn allerdings in Relation zu den nachfolgenden Drinks ist er das Dessert-Äquivalent zu Griechischem Joghurt mit einem Hauch Honig.
Die Banane in wenig Öl anbraten und die Limette anrösten. Anschließend die Banane mit dem Honig karamellisieren, beides auskühlen lassen. Limettensaft und Banane in den Shaker geben und mit dem Muddler gut zerdrücken. Plantation Rum und Orgeat dazu, alles auf Eis sehr hart shaken. In einen Tumbler mit frischem Eis doppelt abseihen und mit einem Löffel durch das Teesieb streichen. Einmal kurz rühren, dann den Schokoladenlikör langsam ins Glas geben. Mit Minze und Bananenscheibe garnieren.
Dieser brutal wuchtige Cocktail von beautifulbooze.com war der eigentliche Anlass für diesen Artikel über Dessert-Cocktails. Die Mischung aus Banane und Erdnussbutter ist absurd mächtig und definitiv nichts, dass ihr zum Einstieg in eine tolle Partynacht trinken solltet. Das ist eher was für’s nächste Essen mit der Familie, inklusive anschließendem Pennen. Tests mit Dunklen Kakao-Likören sorgten übrigens für noch mehr Schwere, nehmt also wirklich eine Irish Cream oder einen Vollmilch-Schokoladen-Likör. Als richtiges Dessert wäre er eine Banane, getaucht in geschmolzene Reese’s.
4,5 cl Irish Whiskey
4,5 cl Irish Cream
1 Esslöffel Erdnussbutter
1 Banane
4 Esslöffel Vanilleeis
Drei Esslöffel Eis und die restlichen Zutaten im Mixer oder mit dem Zauberstab pürieren. In ein Glas geben und mit einem Löffel Eis und nach Bedarf mit Bananenscheiben garnieren. Löffeln. (Ernsthaft, diesen sauleckeren, eisigen Brei trinken zu wollen, ist utopisch.)
Der weihnachtliche: Die Moose Milk
Das offizielle Getränk der Canadian Navy hat mehr Rezepte als die meisten herrenlosen Tiki-Cocktails. Einige davon schütten wahllos die halbe Hausbar in einen Eimer voller Eigelb mit Vanilleschoten und erschaffen so ein cremiges Schnaps-Monster. Wir gehen lieber den einfachen Weg und entscheiden uns für eine eher gemütliche Spirituosen-Kombination, die sich auch tatsächlich ergänzt und gekauftes Vanille-Eis. Allein schon, weil wir keine Eismaschine haben. Das Dessert-Äquivalent der Moose Milk wäre Grießbrei mit Zimtzucker.
4 cl Dunkler Rum (Spiced Rum oder gereifter Süßrum)
2 cl Bourbon Whiskey
2 cl Kaffeelikör
3 cl Ahornsiurp
20 cl frische Vollmilch
2 dicke, fette Löffel Vanilleeis
Alles zusammen in den Mixer geben und kurz pürieren bis die Moose Milk eine cremige Konsistenz erreicht. Anschließend in ein großes Glas füllen (Copa Ballons für Gin Tonic eignen sich hervorragend) und mit geriebenem Muskat dekorieren. Trinken.
Der italienische Klassiker: Liquid Tiramisu
Lucy von Capturebylucy.com beschäftigt sich gelegentlich mit sogenannten Caketails – Drinks, die schmecken wie Kuchen. Ihr Tiramisu-Cocktail liefert uns die Vorlage für das Liquid Tiramisu. Das orientiert sich zwar am Original (sowohl dem Drink als auch dem Dessert), bringt aber durch die RumChata auch nochmal eine ganz eigene Note mit, die das ganze zwar etwas weihnachtlicher macht, aber genau deshalb auch leckerer. Der Gag an dem Drink ist die Schichtung, wie beim echten Tiramisu; um die sauber hinzukriegen hilft der Eiswürfel im Glas enorm und geschmacklich bringt er auch was. Anders als etwa beim Espresso Martini wird hier nämlich nicht geshaked, der Spaß wird ohne das Eis sehr schnell warm. Wäre das Liquid Tiramisu ein echtes Desser, würden wir es Solid Tiramisu nennen. Pfiffig, oder?
2 cl Espresso (abgekühlt)
1 cl Amaretto
2 cl Dunkler Schokoladenlikör
2 cl RumChata
Alle Zutaten nacheinander über den Rücken eines Löffels ins Glas geben, sodass Schichten entstehen. Mit einem Löffelbiskuit und Kakaopulver garnieren. Trinken.
Das ungeliebte Stiefkind: Swimming Pool
Kennt eigentlich jeder, diesen Drink. Und Bartender auf der ganzen Welt hassen ihn, schließlich stehen Blue Curaçao und Sahne für all das Böse, gegen das sie seit Jahren anmixen. Man kann’s ein bisschen verstehen, bei all der Arbeit, die es gebraucht hat, bis die Leute wieder Manhattans und Martinis mit Gin und Vermouth bestellt haben. Aber sorry: die Mischung aus Sahne, Ananas, Rum, fetter Sahne und blauer Orangenplörre ist halt einfach echt lecker. Aber lasst die Finger von Fertigsaft, Milch und Kokossirup – wenn man sich diesen 80s-Klassiker schon gönnt, dann doch bitte in der von Charles Schumann erdachten Nobel-Variante unten. Seine Dessert-Entsprechung: Schlumpf-Eis.
6 cl Ananassaft (frisch)
2 cl Cream of Coconut (keine Kokosmilch!)
2 cl Rum
2 cl Wodka
2 cl Sahne
1 cl Blue Curaçao
Alles außer dem Blue Curaçao auf Eis hart shaken, anschließend in ein entsprechen großes Glas voller Crushed Ice abseihen. Den Blue Curaçao langsam über einen Löffelrücken ins Glas floaten und mit Ananas und Maraschino-Kirsche garnieren. Trinken.
Der “Geht noch mit meiner Hose, aber grad’ so”: Pick Up Dulce de Leche Bourbon Shake
Noch ein Rezept von beautifulbooze.com und – wie wir finden – das bessere und kreativere von beiden. Vor allem ist die Mischung aus Keks mit Schokolade, Vanilleeis und südamerikanischer Karamellcreme aber deutlich leichter und bekömmlicher als der Peanut Butter Banana Bourbon Milkshake. Im Original wird der Drink mit Chocolate Pretzels hergestellt, die gibt’s bei uns aber praktisch nirgends. Experimente mit Salzstangen-Knabber-Brezen und Schokolade gehen schief. Also arbeiten wir einfach mit Schoko-Keks-Kombis – in diesem speziellen Fall mit Pick Up. Prinzenrolle oder jedwede schmackhafte Schokokeks-Variante tut’s aber auch. Wichtiger ist ohnehin die Dulce di Leche – ein Brotaufstrich aus Argentinien und umliegenden Ländern mit umwerfender Karamellnote. Die gibt’s in größeren Supermärkten. Wer diesen Shake durch Dessert ersetzen will (Spinner!) bäckt sich einen Kalten Hund.
Alles zusammen im Mixer oder mit dem Pürierstab bearbeiten, bis es schön cremig ist.
Mit Keksresten garnieren (ja, die schwimmen – geil, oder?).
Trinken.
Kalorien: 380kcal
Nachtisch, der betrunken macht.
Nicht dein Drink? Probier einen anderen:
Die totale Schoko-Eskalation: Chocolate Martini
Was wir hier als “Chocolate Martini” titulieren, das ist eigentlich ein “Extreme Chocolate Martini” und heißt so, weil er zu 60 Prozent aus schokoladenhaltigen Spirituosen besteht. Durch die Kombi aus dunklem Schoko-Likör und Crème de Cacao (die tatsächlich mehr nach dunklem Kakao als nach süßer Schoki schmeckt) wird dieser Drink brutal mächtig und erstaunlich wenig süß. Als würde man ein richtig großes Stück Schokolade mit 70 bis 80 Prozent Kakaoanteil kurz in Sahne tunken und dann genüßlich aufmampfen. Da stinkt “Flüssiger Schokokern” im Vergleich einfach nur ab. Wer dieses Geschmackserlebnis in Form eines echten Desserts will, dem bleibt tatsächlich nur, 80prozentige Schokolade zu essen.
6 cl Crème de Cacao
3 cl Dunkler Schokoladenlikör
3 cl Wodka
3 cl Sahne
Alle Zutaten zusammen auf Eis hart shaken und in ein Martini-Glas doppelt abseihen. Jetzt mit Kakao (Kakao! Kein Kaba!) dekorieren oder einfach ein Stück Schokolade dazulegen. Trinken.
Zuletzt überarbeitet am
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Cocktailbarts Archmage of Content bei Nacht, Familienvater & Texter bei Tag. Lieblings-Drink Martini, Lieblings-Spirituose trotzdem Rum. Wohnt in Franken, kommt aus der Oberpfalz (ist beides in Bayern, tschuldigung). Typischer Satz: "Meinste das wär geiler, wenn man Olivenlake reintut?"
11 Kommentare
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Dies ist nicht die erste Seite, die ich lese. Es ist wirklich nicht nur interessant, sondern auch ein Spaß hier zu lesen. Brilliant 🙂
[…] Cocktails zum Essen, das liegt im Trend. Bars und hippe Restaurants bieten Foodpairing-Menüs, ein Aperitif vor dem Essen und ein Digestif danach gehören vielerorts schon zum guten Ton. Wir gehen an dieser Stelle einen Schritt weiter – wir ersetzen einen kompletten Gang durch Schnaps – das Dessert. Nix mit Kuchen essen, heute wird direkt nach dem fetten Braten gesoffen. » weiterlesen auf cocktailbart.de […]
was ist bitte “Horchata”?
Valid question, hätten wir auch direkt erklären können: Ein Getränk aus Nüssen oder Samen, oft aus Erdmandeln oder Reis. Ein Rezept gibt’s zum Beispiel hier: https://echtkathrin.de/echtlecker/horchata-de-arroz/
Unerwartet leckeres Zeug.
Den Liquid Tiramisu mixt ihr mit Horchata oder mit RumChata?
RumChata – der Fehler im Rezept ist korrigiert, danke für den Hinweis.
Horchata ginge sicher auch, aber das deckt sich im Gegensatz zum RumChata glaub’ ich nicht mit der Erwartungshaltung, die Menschen an ein flüssiges Tiramisu haben 🙂
Womit ersetzt denn der Rum-Experte den Plantation Trinidad 2003 am besten?
Liebe Grüsse, tolle Seite!!!
Puh, ist eine Weile her. Tendenziell würde ich aus dem Bauch raus aber wieder einen Trinidad nehmen, Angostura 1919 oder 1824 sollten gut funktionieren.
Ein Mount Gay Black Barrel wäre ebenfalls was, das ich mir da drin gut vorstellen kann. Prinzipiell alles, was primär holzig-fruchtig ist aber so eine leichte Kante hat, egal ob von Rauch, Tabak, Leder oder anderen ähnlichen Aromen.
Sollte ich wohl mal wieder nachmixen und aktualisieren. Danke für den Hinweis!
Vielen Dank! Hab mir vorgenommen, mal den einen oder anderen aus dem Artikel zu probieren. 😉
Für den Dulce de Leche Bourbon Shake hab ich heute Schokoladenbrezeln von der Marke Alpia bei Kaufland gesehen…
Merci für den Tipp, vielleicht wird’s bald mal Zeit, den Artikel zu überarbeiten 🙂
Dies ist nicht die erste Seite, die ich lese. Es ist wirklich nicht nur interessant, sondern auch ein Spaß hier zu lesen. Brilliant 🙂
[…] Cocktails zum Essen, das liegt im Trend. Bars und hippe Restaurants bieten Foodpairing-Menüs, ein Aperitif vor dem Essen und ein Digestif danach gehören vielerorts schon zum guten Ton. Wir gehen an dieser Stelle einen Schritt weiter – wir ersetzen einen kompletten Gang durch Schnaps – das Dessert. Nix mit Kuchen essen, heute wird direkt nach dem fetten Braten gesoffen. » weiterlesen auf cocktailbart.de […]
was ist bitte “Horchata”?
Valid question, hätten wir auch direkt erklären können: Ein Getränk aus Nüssen oder Samen, oft aus Erdmandeln oder Reis. Ein Rezept gibt’s zum Beispiel hier: https://echtkathrin.de/echtlecker/horchata-de-arroz/
Unerwartet leckeres Zeug.
Den Liquid Tiramisu mixt ihr mit Horchata oder mit RumChata?
RumChata – der Fehler im Rezept ist korrigiert, danke für den Hinweis.
Horchata ginge sicher auch, aber das deckt sich im Gegensatz zum RumChata glaub’ ich nicht mit der Erwartungshaltung, die Menschen an ein flüssiges Tiramisu haben 🙂
Womit ersetzt denn der Rum-Experte den Plantation Trinidad 2003 am besten?
Liebe Grüsse, tolle Seite!!!
Puh, ist eine Weile her. Tendenziell würde ich aus dem Bauch raus aber wieder einen Trinidad nehmen, Angostura 1919 oder 1824 sollten gut funktionieren.
Ein Mount Gay Black Barrel wäre ebenfalls was, das ich mir da drin gut vorstellen kann. Prinzipiell alles, was primär holzig-fruchtig ist aber so eine leichte Kante hat, egal ob von Rauch, Tabak, Leder oder anderen ähnlichen Aromen.
Sollte ich wohl mal wieder nachmixen und aktualisieren. Danke für den Hinweis!
Vielen Dank! Hab mir vorgenommen, mal den einen oder anderen aus dem Artikel zu probieren. 😉
Für den Dulce de Leche Bourbon Shake hab ich heute Schokoladenbrezeln von der Marke Alpia bei Kaufland gesehen…
Merci für den Tipp, vielleicht wird’s bald mal Zeit, den Artikel zu überarbeiten 🙂