Malpaso Pisco Reservado und der Dragon’s Club Cocktail

Malpaso Pisco im Dragon's Club Cocktail.
Malpaso Pisco im Dragon's Club Cocktail.

Pisco vs. Pisco – der Kampf um die Deutungshoheit in Sachen südamerikanischer Traubenbrand tobt leidenschaftlich wie nie zwischen Peru und Chile. Beide beanspruchen die Traubenspirituose und den untrennbar damit verbundenen Pisco Sour als Nationalgetränk und sehen sich als Ursprungsland des Pisco. Unabhängig davon arbeiten aber natürlich beide Nationen sehr stark daran, die Spirituose noch größer zu machen und diese nicht mehr ganz so kleine Trendwelle, die langsam auch zu uns nach Deutschland schwappt, zu reiten.

Die Flasche für dieses Tasting wurde uns vom deutschen Importeur zur Verfügung gestellt, Bedingungen an den Artikel gab es nicht. Mehr Informationen dazu am Ende des Artikels.  

Die Herangehensweise ist dabei allerdings an einigen Stellen vollkommen unterschiedlich: Während Peru sehr strikte Auflagen bezüglich des Brennvorgangs hat – hier darf nach dem Brennen weder gelagert, noch verdünnt werden -, ist man da in Chile ein wenig offener. Hier setzen die Brennmeister ihr fertiges Destillat auf Trinkstärke herab und lagern es je nach Wunsch auch in Eichenfässern nach. Habt ihr einen fassgereiften Pisco im Glas, könnt ihr euch also sicher sein, dass er aus Chile stammt – wie der Pisco Malpaso Reservado, den wir euch hier und heute vorstellen.

Die Story hinter Malpaso Pisco Reservado

Malpaso bedeutet zu Deutsch so viel wie “schlechter Pass” – mieser Weg also. Genannt wird er so, weil er von der Hacienda Malpaso stammt, einer Farm im Limarí-Tal, die den Namen ihrerseits trägt, weil sie einfach schon immer nur schwerlich zu erreichen war in dieser bergigen Gegend. Das hielt den Spanier Jaime Prohens Juan aber im 19. Jahrhundert nicht davon ab, sie zu kaufen. Seit damals baut seine Familie hier Trauben an, inzwischen in der vierten Generation und auf über 700 Hektar. Von hier stammen Tafeltrauben und Weißweine, aber auch andere Pisco-Hersteller kaufen bei Familie Prohens  zu. Und natürlich baut man hier auch die Trauben für den hauseigenen Pisco Malpaso an.

Malpaso Pisco Reservado im Pisco Sour.
Malpaso Pisco Reservado im Pisco Sour.

 

Der besteht aus Moscatel-Trauben, genauer gesagt 25% Alejandría-Trauben, 50% Rosada und 25% Moscatel Amarilla – die örtlichen Temperaturunterschiede von bis zu 20 Grad pro Tag sollen all diesen Trauben zum einen eine besonders hohe Süße (tagsüber ist es sehr heiß) und eine stabile Säure verschaffen (nachts wird’s dann kalt). Die Trauben werden handverlesen und sanft mechanisch gepresst, um die Kerne nicht zu beschädigen. Anschließend werden sie zunächst zu Wein weiterverarbeitet und dann zwei Monate gelagert, bevor ebendieser Wein gebrannt und der fast fertige Pisco anschließend gelagert wird: zunächst für 3 Monate in Stahltanks und anschließend für etwa 3 Monate in Fässern aus französischer und amerikanischer Weißeiche – die Piscos aus beiden Fass-Sorten werden nach der Lagerung dann wieder vermählt.

Eine wunderschön ausführliche Erklärung des gesamten Prozesses in allen Details findet ihr übrigens auf der Webseite des deutschen Importeurs Imexory. Aber wir haben, statt das alles abzuschreiben, lieber direkt mal probieren:

So schmeckt der fassgereifte Pisco

Ein leichter, strohiger Gelbton ist im Glas noch von der Färbung zu erkennen, dafür ist die Tröpfchenbildung am Glasrand ansehnlich schwerfällig. Der Duft ist Pisco-typisch sehr fruchtig: Aprikosen, Trauben, etwas Birne machen sich in der Nase breit. Eine ganz sanfte blumige Note von Holunder zeigt sich und mit viel Konzentration und etwas Luft lässt sich auch ein Hauch frischen Holzes erahnen.

Nase: Aprikosen, Trauben, Birne, Holunder, frisches Holz

Zunge: Traube, Pfirsich, Blütenhonig, Holunder, Hopfen, Limette, Holz, Karamell

Im Geschmack zeigt er sich unerwartet intensiv angesichts des angenehmen, aber milden Eindrucks: Kräftige Frucht, viel Traube und Pfirsich, dazu Blütenhonig machen sich im ganzen Mundraum breit. Auf dem Weg zum Gaumen zeigt sich auch der Holunder wieder, zusammen mit einer spannenden frischen Note von Hopfen und Limette, die wir so nicht erwartet haben. Und im Abgang und Nachgeschmack erscheinen dann sanfte Aromen von Holz und Karamell, die so fragil sind, dass wir sie uns vielleicht nur einbilden. Aber sie bringen uns schnell auf die Idee für unseren ersten Drink.

Malpaso Pisco Reservado im El Capitan Cocktail.
Malpaso Pisco Reservado im El Capitan Cocktail.

 

Malpaso Pisco Reservado in Cocktails

Normalerweise, wenn wir uns einen Pisco vornehmen, starten wir zum Kalibrieren mit der Referenz – dem Pisco Sour. In diesem Fall haben wir uns tatsächlich zunächst dem El Capitan gewidmet. Diese Spielart des Manhattan setzt auf Pisco statt auf Whiskey – und weil wir ihn bisher nur mit ungereiften Piscos probiert hatten, kam uns der Drink sofort in den Sinn. Nein, er erinnerte nicht deutlich stärker an einen klassischen Manhattan als Varianten mit ungereiften Piscos – aber trotzdem schaffte er es, sich durch die leichte Karamellnote und seine Zitrusnoten, den Drink komplett zu eigen zu machen – irre schönes Ding.

Malpaso Pisco Reservado im Old Fashioned.
Malpaso Pisco Reservado im Old Fashioned.

 

Ein Pisco Sour mit dem Malpaso Reservado funktionierte natürlich ebenso hervorragend, auch wenn wir die chilenische Variante ohne Eiweiß tatsächlich nicht ganz so schätzen, wie die schaumige peruanische (Anmerkung der Redaktion: Class von imexory hat uns darauf hingewiesen, dass man den Pisco Sour in Chile sehr wohl mit Eiweiß serviert, sich diese Legende aber hartnäckig hält. Mea culpa. Da mixen wir wohl zeitnah nochmal nach.) Das Problem war aber vielmehr: in diesem Drink konnte der Malpaso nicht ganz so gut mit seinen Eigenheiten punkten – nichtsdestotrotz kam ein sehr leckerer Pisco Sour dabei heraus. Dafür funktionierte ein Old Fashioned trotz der eben nicht besonders markanten Holznoten unerwartet gut. Einen kleinen Spritzer Pfirisch-Bitters mit rein und wir hatten einen Drink zum Verlieben. Und natürlich haben wir uns auch an einen eigenen Drink gewagt – inspirieren lassen haben wir uns dazu vom Difford’s Club Cocktail:

Rezept für den Dragon’s Club

  • 4,5 cl Malpaso Pisco Reservado
  • 3 cl Cognac
  • 2,25 cl Ananas-Rum
  • 1,5 cl Luxardo Maraschino
  • 2 Dashes Peychauds Bitters
Alle Zutaten zusammen auf Eis rühren, in eine gefrostete Coupette abseihen und mit getrockneter Drachenfrucht garnieren. Trinken.
Malpaso Pisco Reservado im Dragon's Club Cocktail.
Malpaso Pisco Reservado im Dragon’s Club Cocktail.

 

Malpaso Pisco Reservado direkt beim deutschen Importeur bestellen!

Fazit: Spannendes, sehr fruchtiges Destillat, dessen Holznoten man allerdings suchen muss – wer sich darauf einlässt (und auch jeder, der’s nicht tut und einfach sorgenfrei genießt), bekommt einen besonderen Pisco mit außergewöhnlichen Aromen, der vor allem in Shortdrinks eine hervorragende Figur macht.

Daten: Chile, 40 Prozent, 0,7 Liter, um 27 Euro

Der deutsche Importeur Claas von Zombory von IMEXORY hat uns für dieses Tasting eine Flasche des Piscos zur Verfügung gestellt. Darüber hinaus hat er aber weder auf das Tasting, noch den Artikel an sich Einfluss zu nehmen versucht. Vielen lieben Dank für die tolle Zusammenarbeit! 

 

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Johann

Cocktailbarts Archmage of Content bei Nacht, Familienvater & Texter bei Tag. Lieblings-Drink Martini, Lieblings-Spirituose trotzdem Rum. Wohnt in Franken, kommt aus der Oberpfalz (ist beides in Bayern, tschuldigung). Typischer Satz: "Meinste das wär geiler, wenn man Olivenlake reintut?"

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