Unser Lieblings-Rezept für den Martinez
- 6 cl Süßer Wermut
- 4 cl Dry Gin
- 0,75 cl Maraschino
- 2 Dashes Angostura Bitters
Alle Zutaten zusammen auf Eis rühren, etwa eine Minute lang. In ein gefrostetes Martiniglas oder eine Coupette abseihen. Mit einer Orangenzeste abspritzen und garnieren. Trinken.
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- Martiniglas*
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Einen Artikel über den Martinez mit feststehenden Wahrheiten anzufangen ist schwierig. Das liegt an den vielen Unbekannten in der Geschichte dieses Drinks, aber auch an der Vielzahl an Meinungen und Vorlieben, die ihn umgeben. Auf der anderen Seite ist es denkbar einfach und deshalb auch unglaublich langweilig, einen Artikel mit schwammigen Geseier anzufangen, so wie wir das gerade getan haben. Also gehen wir über zu brutaler Ehrlichkeit: dieser Martinez-Artikel ist nicht besonders gut.
Nicht etwa, weil wir uns keine Mühe geben würden oder nicht wie sonst ausführlich herumexperimentiert hätten. Auch nicht, weil er unseren eigenen Standards nicht genügen würde. Er stinkt einfach im Vergleich ein wenig ab. Er ist ein wenig schlechter als der etwas verkopfte aber Cocktail-technisch spannende Artikel von Mixology. Er ist erheblich schlechter als der Martinez-Abschnitt im 7-teiligen Martini-Manifest von Bar Vademecum. Wenn ihr den Martinez verstehen wollt, lest euch diese beiden Artikel durch. Unseren Artikel dagegen solltet ihr nur lesen, wenn:
- Ihr explizit wissen wollt, wie wir einen Martinez mixen, weil ihr uns für Menschen erlesenen Geschmacks haltet (von der Redaktion empfohlene Option).
- Ihr gerade angetrunken seid und sowas gesagt habt wie: “Martinez? Kenn ich, ich geh kurz auf’s Klo und dann erzähl ich euch alles!” obwohl ihr gar keine Ahnung habt. Jetzt müsst ihr euch möglichst schnell die Fakten auf dem Smartphone reinpfeifen, bevor eure Kumpels sich fragen, was ihr zur Hölle nochmal so lange auf der Schüssel macht. Das hier ist der perfekte Artikel für euch.
- Ihr schon immer wissen wolltet, wie ein Artikel aussieht, den jemand eigentlich nur schreibt, damit etwas über 10 Test-Cocktails und einige Stunden Recherche nicht komplett umsonst waren.
Zubereitung
- Alle Zutaten zusammen auf Eis rühren, etwa eine Minute lang.
- In ein gefrostetes Martiniglas oder eine Coupette abseihen.
- Mit einer Orangenzeste abspritzen und nach Lust und Laune garnieren.
- Trinken.
Nicht dein Drink? Probier einen anderen:
Die Geschichte des Martinez
Betrachtet man die Geschichte des Martinez sehr oberflächlich, dann geht die Story des Drinks etwa so: Dieser Cocktail entstand Ende des 19. Jahrhunderts aus dem Manhattan, einem Whiskey-Cocktail mit süßem Wermut. Damals wurde er meist mit Genever und süßem Old Tom Gin gemixt. Als Dry Gin und trockener Wermut modernder wurden, entwickelte sich aus dem Martinez der Martini, der heutzutage viel bekannter ist als sein Vorfahre. Ende. Jetzt habt ihr natürlich nicht auf uns gehört und nicht den Artikel von Bar Vademecum durchgelesen, der die Zusammenhänge von Manhattan, Martinez und Martini extrem ausführlich beleuchtet.
Hättet ihr auf uns gehört, wüsstet ihr, dass der Martinez und der Martini eigentlich derselbe Drink sind. Die Verwirrung ob des Namens und die Tatsache, dass Bartender und Autoren die Cocktail-Rezepte der damaligen Zeit sehr frei interpretierten, führten zu diesem kleinen Bennenungsproblem. Martinez und Martini waren einfach nur Namen für Cocktails aus irgendeinem Gin, irgendeinem Wermut und irgendeinem Sirup oder Likör. Heute freilich sind die Grenzen enger, die Definitionen klarer. Wer einen Martinez bestellt und einen Martini bekommt, der wird ihn zurecht reklamieren. Obwohl: Freiheiten gibt es auch heute noch genug.
Warum dieses Rezept und kein anderes?
Weil es uns von allen getesten Varianten schlicht am besten schmeckt. Wir haben bei unserer Auswahl nicht darauf geachtet, ob wir jetzt ein besonders authentisches wählen. Wir arbeiten mit Maraschino statt des auch einsetzbaren Triple Secs, weil die so sehr intensiv werdende Orangen-Note in Kombination mit unserem bevorzugten roten Wermut nicht ganz so harmoniert, wie wir das möchten. Wir arbeiten mit 0,75 cl Maraschino statt des gängigen Barlöffels voll, weil ohne Old Tom Gin oder Genever sonst Süße fehlt. Wir arbeiten mit Dry Gin, weil uns ein Genever-Martinez schon zu nah am Manhattan und Old Tom Gin in den meisten Varianten, aber auch in diesem Drink ganz generell, einfach nicht unser Fall ist.
Der richtige süße Wermut
So manch roter Wermut schmeckt einfach nur nach ein bisschen Zucker mit bitteren Kräutern. Das mag noch okay sein, wenn er eine Nebenrolle spielt, aber hier ist er der Hauptdarsteller. Ergo braucht er Tiefe und Aromen, die über süß und bitter hinausgehen. Im Test liefern Mancino und Carpano Antica Formula hier am besten ab, Tests mit dem eher günstigen roten Martini sind … ja, eher auf der günstigen Seite des Lebens. Wir bleiben am Ende beim Carpano, weil er nicht nur die ausgewogenste Süß-Bitter-Harmonie mitbringt, sondern obendrein besonders fruchtige Wein-Aromen in den Drink hineinbekommt. Er verleiht ihm eine Breite, die wir sonst nicht in der Form hinbekommen und gibt ihm gleichzeitig etwas verspieltes, dass ihm etwas von dieser aufdringlichen Ernsthaftigkeit nimmt, unter der klassische Drinks leider oft leiden.
Der richtige Maraschino und die Bitters
Wer auf starke Orangen-Noten in seinem Martinez steht, der nimmt statt des Maraschino einen Triple Sec und wechselt außerdem auf Orange Bitters. Das kann durchaus Freude bereiten, funktioniert für uns im Test aber geschmacklich nicht so ganz. Bei den Maraschinos ist Luxardo erste Wahl, da er aber trotz der Menge hier im Drink geschmacklich nicht besonders dominant ist, bleibt die Marke vernachlässigbar. Welche Cocktail Bitters ihr einsetzen solltet hängt stark von eurer persönlichen Lieblings-Kombi ab. Bei uns sind es die klassischen Angostura Bitters, die sich am besten einfügen, aber auch mit Chocolate Bitters erzielen wir gute Ergebnisse.
Welcher Dry Gin kommt in unseren Martinez?
Mit schweren Wacholdergranaten bekommt der Martinez normalerweise diesen gerade erwähnte ernsten Anstrich, der uns einfach deutlich zu schwer ist. Zu unauffällige Gins kommen gegen den Antica Formula nicht an. Schöne Ergebnisse hatten wir mit den Spirituosen, die sich durch ihre fruchtigen Aromen an den Wermut anschmiegen, Testsieger war am Ende des Tages aber ein Martinez mit Hepple Gin – der hält die Wacholderfahne hoch, buttert aber keine anderen Aromen unter. Ergänzt um die ätherischen Öle der Orange bekommen wir so unseren ganz persönlichen Lieblings-Martinez. Und wie sieht eurer aus?
Die Amazon.de-Einkaufsliste:
- Carpano Antica Formula*
- Hepple Gin*
- Luxardo Maraschino*
- Angostura Bitters*
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[…] haben. Aber wie das immer so ist: Man kommt ja zu nix. Also verweise ich an dieser Stelle auf den Martinez-Artikel von Johann Trasch auf cocktailbart.de – davon hält mich auch nicht ab, dass der Verfasser seinen Text als „nicht besonders gut“ […]
Ein sehr schöner Artikel. Dry Gin finde ich im Martinez allerdings nicht wirklich passend. Für meinen Geschmack fehlt ihm dann ein wenig Süße und Geschmeidigkeit, die auch durch eine Erhöhung des Maraschinolikörs nicht mehr erreicht werden. Wer keinen Old Tom mag, dem empfehle ich Plymouth. Dieser bringt das genau richtige Maß an Süße ein und hat auch eine gewisse Sanftheit, geht aber von seiner Charakteristik her mehr in Richtung eines klassischen Gins als ein Old Tom. Das Verhältnis meiner Wahl betrifft hier 8:6.
Was den roten Wermut betrifft, finde ich Antica Formula auch ziemlich passend. Mit Noilly Prat Rouge und Martini Riserva Rubino habe ich aber auch sehr gute Ergebnisse erzielt. Der Drink wirkt so eleganter als mit Antica Formula, allerdings muss man auch ein wenig aufpassen, dass der Gin nicht zu dominant wirkt.