Die Flasche für dieses Tasting wurde uns vom Deutschen Importeur Dr. Sours zur Verfügung gestellt, Bedingungen an einen eventuellen Artikel gab es nicht.
Schnaps aus Mexiko = Tequila. Oder vielleicht manchmal Mezcal. Gut, natürlich wissen wir, dass das mittelamerikanische Land noch viel mehr kann als “nur” Agaven zu verarbeiten. Trotzdem wäre uns Mexiko beim Thema “Rum” ungefähr als 42tes in den Sinn gekommen. Dabei wächst hier absurd viel Zuckerrohr, das gar nicht mal so unglaublich selten zu Spirituosen verarbeitet wird. Nur steckt dahinter selten so eine große Tradition wie bei den vielen anderen flüssigen Schätzen dieser spannenden Nation. Auch Ron Libertad ist eine junge Marke – eine Vergangenheit hat der Rum trotzdem.
Die Story hinter Ron Libertad
Ron Libertad ist das Gemeinschafts-Projekt von insgesamt acht Zuckerrohr-Familien, die gemeinsam ein Produkt erschaffen wollten, dass die Kultur und Geschichte ihres Heimat-Bundesstaates Chiapas einfängt. Der Name “Ron Libertad” soll auf die Historie der Region hinweisen, die seit der Zeit der Maya immer wieder von Konflikten untereinander und mit Kolonialisten geprägt war. Hinweise auf diese Geschichte lassen sich auf dem Stoff-Label finden – ein schönes Gimmick, das zuverlässig dafür sorgt, dass Leute den Rum aus der Hausbar grabschen und “Was’n das?” fragen. Falls bei “Chiapas” durchaus was klingtelt in euren Ohren: Auch der Siglo Cero Pox, unsere Spirituosen-Überraschung 2020, stammt von hier. Und Kaffee-Nerds könnten ebenfalls schon das eine oder andere Böhnchen von hier verkostet habt.
Die acht Familien bauen die drei Zuckerrohrsorten Criolla, Vetada und Violeta an, die auch alle gemeinsam im Ron Libertad landen. Dafür wird genau wie beim französischen Rhum Agricole der frische Zuckerrohrsaft verwendet, der zusammen mit unraffiniertem Zucker eingemaischt wird, bevor daraus der Rum gebrannt und mit frischem Quellwasser auf Trinkstärke verdünnt wird. Das unerwartet Schöne: diesen Agricole-Charakter schmeckt man ihm an, ohne dass er den französischen Stil einfach immitiert:
So schmeckt Ron Libertad
Für seine 44% schwenkt sich der klare Rum angemessen viskos und duftet dabei nach Ananas, Mango und einem Hauch Vanille. Je länger er steht, desto mehr grüne, leicht grasige Noten kommen durch. Auf der Zunge ist er angenehm prickelnd, die Vanille und die Mango zeigen sich sofort wieder. Zuckerrohr und vergorene Ananas sind da noch und im Nachklang spannende neuen Noten von Erdbeeren und einem Anklang von Trauben. All das ist nie überbordend, sondern fruchtig-mild und angenehm zu sippen – das macht Lust auf die fassgereiften Varianten, die es derzeit noch nicht in Deutschland zu kaufen gibt. Bis es soweit ist, mixen wir uns also noch den einen oder anderen Überbrückungsdrink.
Ron Libertad in Drinks
Dieser mexikanische Rum ist ein bisschen wie der Cousin eines Agricole-Rums. Die vergorenen Noten und die leichten Ester-Aromen sind da, sogar dieser leichte Hauch von Klebstoff, der diese Rums so auszeichnet. Allerdings ist er milder, zurückhaltender. Wir nutzen ihn wegen dieser Qualitäten als Basis für eine Infusion mit Oolong-Tee, die wir für unseren Yauatcha Highball einsetzen und aus der wir später noch einen Oolong-Rum-Martini mit Sake statt Wermut mixen. Abgefahren, aber funktioniert beides hervorragend.
Daiquiris werden mit dem Ron Libertad lecker, aber vergleichsweise zurückhaltend. Mojitos funktionieren top und vor allem eine 1:1:1-Negroni-Variante aus Rum, süßem Wermut und Mondino Amaro machen uns viel Freude. Für eine eigenen Drink versuchen wir uns an einem vergleichsweise “unkompliziertem” Tiki-Drink. Gut, er ist nicht unkompliziert – aber das Volumen der anderen Zutaten lässt dem Libertad genug Raum, um seine Vorzüge auszuspielen. Und richtig gut geschmeckt hat er uns so ganz nebenbei auch:
Zutaten
- 6 cl Ron Libertad
- 2,25 cl Yuzu-Likör
- 1,5 cl Amaro
- 1,5 cl Limettensaft
- 1 Barlöffel Galliano Vanilla
Zubereitung
- Ohne abseihen in einen Tumbler schütten.
- Mit frischer Minze garnieren.
- Trinken.
Nicht dein Drink? Probier einen anderen:
Woher bekommt man den Ron Libertad?
Zuletzt überarbeitet am
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Hey, vielen Dank für diese Rum-Empfehlung. Das Titelbild lässt mich diesen Artikel immer wieder anklicken und zweifeln ob ich den x-ten Schnapps für die Homebar nicht doch auch brauche.
Aber: Welche Orchideen Blüten kann ich zur Deko nutzen? Sollte das eine besondere Sorte sein, oder kann ich einfach die Fensterbank plündern?
Moin Jan,
ohne jetzt botanischen Fachrat geben zu können – ich gehe da meist einfach die Fensterbank oder den Garten ab und wenn ich irgendwas noch nicht 10mal verwendet habe, google ich schnell, ob das giftig ist. So auch hier 🙂
Die meisten hierzulande auf Fensterbänken herumlungernden Orchideen sind leicht giftig im Sinne von: Stengel in den Drink halten ist ungefährlich, essen sollte man das nicht. (Again: So auch hier.) Und natürlich kann ich auch Allergien für niemanden ausschließen.
Wenn du ganz sicher gehen willst, bieten gute Supermärkte oder Feinkostmärkte mitunter auch essbare Blüten an.
Hi, oben im Rezept steht das du einen Yuzu-Gin verwendest und unten widerrun einen Yuzu-Likör !?
Valider Punkt, danke für den Hinweis. Wir haben in dem Fall den Kakuzo Yuzu genommen, das ist ein Yuzu-Likör auf Gin-Basis, die aber kaum präsent ist. Ein Yuzu-Likör, Yuzu-Sake oder falls Not am Mann ist auch ein guter Limoncello erfüllen den Zweck hier ebenfalls 🙂