Metaxa 12 Stars: der König der griechischen Weinbrände pur und im Cocktail-Test

Metaxa 12 Stars in einem Metaxa Mint Julep.
Metaxa 12 Stars in einem Metaxa Mint Julep.

Einen Artikel über Metaxa mit einem Hinweis auf die gleichnamige Soße zu eröffnen ist unglaublich klischeehaft – und beim Metaxa 12 Stars ist es zugleich auch ein wenig Häresie. Trotzdem ist es einfach nur logisch: Schließlich kennt jeder von uns diese würzige, braune Kostbarkeit beim Lieblingsgriechen, aber pur getrunken hat den griechischen Weinbrand dann irgendwie kaum einer. Schließlich gibt’s beim Griechen nur Wasser, Rotwein und Ouzo. Oder?

Die Flasche für dieses Tasting wurden uns von der Diversa Spezialitäten Gmbh zur Verfügung gestellt, Bedingungen gab es nicht. Mehr Informationen dazu am Ende des Artikels.  

Oh, doch! Wir schließen uns hier Helmut Barro in seinem lesenswerten Metaxa-Zyklus auf schlimmdurst.net an: Lasst den Anisschnaps nach dem nächsten Olympia-Teller einfach mal stehen und bestellt euch einen Metaxa. Schüttet ihn nicht einfach hinunter, schnuppert daran, genießt ihn. Und wer weiß? Vielleicht schmeckt ihr dann beim nächsten Menü sogar den Metaxa-Anteil in der Soße noch besser heraus? Für den Anfang tut es die schon gute 7-Sterne Variante – danach steigert ihr euch zum 12-Sterne-Metaxa. Der dann auch garantiert zu edel ist, um als Soßenzutat zu enden. Genau um diesen Tropfen geht es heute – aber bevor ihr den verkostet, solltet ihr ein paar Kleinigkeiten wissen:

Die Story hinter Metaxa 12 Stars

Metaxa ist kein modernes Getränk – das dachtet ihr euch wahrscheinlich schon, schließlich tauchen Flasche und Schriftzug bereits in den Kochbüchern von Oma und Opa auf. Tatsächlich kam der erste Metaxa aber schon 1888 auf den Markt, erschaffen vom Winzer Spyros Metaxas. Schnell machte das Destillat aus griechischem Wein die Runde, kam zu großem Ruhm auf Weltausstellungen – das Unternehmen wurde zum griechischen Hoflieferanten. Um 1900 startete die erfolgreiche Expansion außerhalb des Balkans. Seit 1989 gehört das ehemalige Familienunternehmen zu Rémy Cointreau, dem Zusammenschluss der Marken Rémy Martin und Cointreau.

Metaxa 12 Stars in einem Democritus mit Rye Whiskey und Orgeat.
Metaxa 12 Stars in einem Democritus mit Rye Whiskey und Orgeat.

Aber bevor wir den ersten Schluck tun, bleibt die wichtigste Frage: Was ist Metaxa überhaupt? Schließlich wissen nur die wenigsten, dass es sich bei Metaxa überhaupt um einen Weinbrand handelt. Auch auf der Flasche steht nur “Spirituose“, aus gutem Grund. Metaxa ist eine Cuvée aus griechischem Weinbrand, Auszügen von Kräutern und Blüten und Süßweinen – und damit schlicht und ergreifend kein reiner Brandy mehr. Diese Zutaten werden dem Destillat nach einer Reifung in Eichenfässern hinzugefügt – und wie lange die angedauert hat, das erkennt ihr an den Sternen auf der Flasche: je mehr da drauf sind, desto älter der Brand. (In einer früheren Version des Artikels stand, ein Stern entspräche einem Jahr Reifezeit – das ist jedoch inzwischen nicht mehr der Fall.) 

So schmeckt Metaxa 12 Stars

Im Glas schimmert er in sehr holzig-dunklem Bernstein, er schwenkt sich ölig und schwer. In der Nase führt er zunächst ein schwierig zu durchschauendes Schauspiel aus Zitrus-Noten und würzigen Aromen auf, dazu etwas florales. Erst nach ein paar Sekunden offenbaren sich uns Zitronenschale, Rosen, Akazienhonig, frische Eiche, etwas Harz, Pinienzapfen, ein bisschen Pfeffer. Keiner dieser Düfte ist besonders eindringlich, dafür ist das Aroma irre vielschichtig. Eine wahnsinnige Breite.

Nase: Zitronenschale, Rosen, Akazienhonig, Eiche, Harz, Pinizapfen, Pfeffer

Mund: Rose, Zitronenpfeffer, Honig, Holz, Zuckerrohr, Harz

Im Mund ist er zunächst irre blumig, mit viel Zitronenpfeffer und einer angenehmen Schärfe. Die Rose ist hier unglaublich prägnant. Der Honig kommt wieder, dazu auch das Holz. Insgesamt bleibt er aber sehr trocken. Im Abgang ist es wieder die Rose, die hervorsticht, mit einigen Noten die an Zuckerrohr erinnern und wieder ein kleiner, dreckiger, sehr schöner Ansatz von Baumharz, der auch einfach nur als “würzig” durchgehen könnte. Im Mund nicht ganz so vielschichtig wie in der Nase, dafür intensiver, kräftiger.

Metaxa 12 Stars pur und in Cocktails

Dieser Metaxa ist irre weich, rund und komplex, intensiv und spannend – seine Nase ist nichts weniger als ein Erlebnis. Dem Autor dieser Zeilen ist er für den Pur-Genuss aber auf der Zunge nach dem dritten und vierten Schluck zu blumig, zu Rosenlastig – etwas, das bei anderen Tastern in der Runde hervorragend ankommt. Der Metaxa 12 Stars hat keinerlei Fehlnoten, kein Kratzen, kein nix. Die Aromatik ist in sich geschlossen einfach nur toll. Nur eben in purer Form nicht mein Fall. Was genau der Grund ist, warum wir hier nach Möglichkeit zu mehreren probieren. Niederschreiben muss ich meinen ganz persönlichen Eindruck aber dann doch – schließlich steht am Ende mein Name unter dem Artikel.

Ganz anders sieht die Sache in Cocktails aus: Alle Drinks mit dem Metaxa 12, die wir probiert haben, funktionierten für mich hervorragend. Im Zusammenspiel vor allem mit Säure bekommt er eine sehr eigene, besondere Würzigkeit, aus den Rosennoten werden sanftblumige Anklänge. Viele unserer getesteten Drinks schwebten enorm lässig auf der schmalen Grenze zwischen Kraft und Eleganz. In einem Sidecar bleibt er noch am ursprünglichsten und gefällt vor allem denen, die ihn schon pur zu schätzen wissen. In Kombination mit Minze und Zuckersirup als Metaxa Mint Julep entfacht er ein irre frisches Aromenfeuerwerk. Wohlgemerkt aber erst, als wir die Orange Bitters aus dem Rezept gegen Angostura austauschen, die passten deutlich besser.

Eine Adaption des Metaxa Smash von mountainofcrushedice.com lässt uns etwas wunderschön mediterranes erleben – die Mischung aus Wacholder vom Gin, Basilikum, Grapefruit und dem blumigen Metaxa schmeckt so fruchtig-herb, dass der Drink beinahe als Zwischengang vor einem Dessert durchgehen würde. Vorläufiger Höhepunkt ist ein Democritus mit Rye Whiskey, Minze, Limette, Ananas, Orgeat und Bitters. Nussig und fruchtig mit einem Wahnsinns-Mundgefühl. Eine Wildsau von Drink. Und dann kommt er hier:

Golden Sun:

  • 6 cl Metaxa
  • 2 oz Zitronensaft
  • Absinth zum Auswaschen des Glases
  • San Pellegrino Limonata zum Auffüllen

Einen Tumbler mit ein paar Tropfen Absinth benetzen. Metaxa und Zitronensaft auf Eis shaken und auf frisches Eis abseihen. Mit Limonade auffüllen. Trinken.

Irre erfrischend und durch den Anis des Absinths gleichzeitig sehr erdig. Dabei irre einfach zu mixen. Klar – das ist kein Sommerdrink für Jedermann. Aber es ist ein Sommerdrink für alle, die schon bei dem Wort “Sommerdrink” alleine gelangweilt gähnen. Wahnwitzig gut.

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(Mit einem * markierte Links sind Affiliate-Links aus dem Amazon-Partnerprogramm. Benutzt ihr diese für euren Einkauf, erhalten wir dafür eine kleine Provision.)

Fazit: Ein weithin unterschätztes Destillat, das raus aus den Soßenküchen dieser Welt und hinein in eure Hausbars muss. Pur von immenser Komplexität, in Cocktails trotz großer Tradition ziemlich innovativ.

Daten: 40 Prozent, Griechenland, 0,7 Liter, um 30 Euro

Der Deutsche Vertrieb des Metaxa, die Diversa Spezialitäten GmbH, hat uns eine Flasche des Metaxa 12 für redaktionelle Zwecke zur Verfügung gestellt, danach aber weder auf Art noch Umfang eventueller Artikel, noch das Tasting Einfluss zu nehmen versucht. Wir sagen Danke für die tolle und unkomplizierte Zusammenarbeit.

Zuletzt überarbeitet am

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Johann

Cocktailbarts Archmage of Content bei Nacht, Familienvater & Texter bei Tag. Lieblings-Drink Martini, Lieblings-Spirituose trotzdem Rum. Wohnt in Franken, kommt aus der Oberpfalz (ist beides in Bayern, tschuldigung). Typischer Satz: "Meinste das wär geiler, wenn man Olivenlake reintut?"

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