Bei Malfy Gin liebt man scheinbar die Extreme: begonnen hat der Siegeszug der Gins der Torino Distillati in Moncalieri mit dem Malfy con Limone – ein eher klassisches Produkt, aber mit einer so eindringlichen und spannenden Zitrus-Note, dass Limoncello-Fans sich praktisch auf der Stelle verlieben. Mit dem Malfy Originale ließ man die Amalfi-Zitronen weg und wurde noch klassischer, sehr wacholdrig. Dann kam die Kehrtwende: zuerst der tief-orange Bitterorangen-Malfy con Arancia – und jetzt der Malfy Rosa mit Pink Grapefruit. Wer das Aufmacher-Bild oben länger als 20 Sekunden angeschaut hat, weiß: den Namen trägt der Gin nicht zum Spaß.
Die Flasche für dieses Tasting wurde uns von The Brandbuilder, dem deutschen Vertrieb von Malfy Gin zur Verfügung gestellt, Bedingungen gab es nicht. Mehr Informationen dazu am Ende des Artikels.
Die Story hinter Malfy Gin Rosa
Wer sich für die bewegte Geschichte der Familiendestillerie interessiert, die die erfolgreiche Gin-Reihe brennt, wirft am besten einen Blick in unseren Artikel zum Malfy Gin con Limone. Hier nur die Kurzfassung: 1906 wird die Destillerie gegründet, aber erst 1992 steigt der heutige Besitzer Carlo Vergnano mit seiner Familie ein, den Vertrieb übernehmen die Teilhaber von Biggar and Leith in den USA. Der Rosa ist wie bereits erwähnt der vierte Malfy – und er folgt mit seiner Färbung dem Beispiel des con Arancia.
Schon der ist eindeutig gefärbt (ein ungereiftes, reines Destillat ist immer transparent), um deutlich zu zeigen, welches Botanical hier die Hauptrolle spielt: die Pink Grapefruit aus Sizilien. Dazu kommen italienischer Rhabarber, Wacholder natürlich, Koriander, Cassia, Angelika, Iriswurzel sowie Orangen- und Zitronenschalen. Insgesamt also eine eher klassische Botanical-Liste – hätte der Gin nicht dieses penetrante Pink als Farbe, könnte man ihn von der Beschreibung immer noch für einen London Dry Gin halten. Bleibt das auch in der Verkostung so?
So schmeckt Malfy Gin Rosa
Hellrosa liegt er im Glas und schwenkt sich ein wenig dünn mit nur geringer Tröpfchenbildung. Die Nase ist – sofern man auf Grapefruit steht – intensiv und schön: viel Pink Grapefruit, dazu Noten von Lavendel und Kirschblüten, obendrauf kräftige Zitronenzesten. Lässt man ihm etwas Zeit und Luft, lassen sich außerdem Wacholder und weit entfernt ein wenig Rhabarber erschnuppern. Spannender Duft – nur ähnlich wie beim Malfy con Arancia erstmal nicht der von Gin.
Nase: Pink Grapefruit, Lavendel, Kirschblüten, Zitronenzesten, Wacholder, Rhabarber
Zunge: Pink Grapefruit, Vanille, Zitrone, Wacholder, Rhabarber, Blüten
Im Mund zeigen sich wiederum sofort Pink Grapefruit und florale Noten, untermalt von ein wenig Vanille und Zitrone. Damit einher geht eine leichte Pfefferschärfe und recht starke Bitternoten, die ihm etwas Nachdruck verleihen. Im Abgang tauchen dann wieder mit etwas Verspätung der Wacholder und der Rhabarber auf. Er hallt eine ganze Weile nach, mit Anklängen von Grapefruit und wieder Blüten.
Der Gin pur und in Cocktails
Der Malfy Gin Rosa ist nicht ganz so weit weg von klassischem Gin wie der Malfy con Arancia, aber immer noch sehr anders. Die Grapefruit spielt klar die Hauptrolle, daneben ist er aber auch ausnehmend floral, was ihn zu einem guten Begleiter für Drinks macht, die genau das brauchen. Bestes Beispiel war da für uns natürlich ein Aviation-Cocktail mit Creme de Violette – zunächst hatten wir aber tierisch Schiss, dass viel zu blumig wird – hat am Ende aber erstaunlich gut funktioniert.
Der Gin Tonic mit diesem Gin wird mild und floral, sehr zurückhaltend – insgesamt fahren wir mit etwas süßeren Tonics etwas besser als mit trockenen, das Fever Tree Indian oder das Goldberg Tonic leisten gute Dienste. Weil wir das Spiel mit der Süße generell recht schön finden, wagen wir uns auch mal an einen etwas weniger herben Martini, genauer gesagt einen Fifty-Fifty-Martini mit Weißem Wermut (der ist etwas süßer als trockener) – ein Teil Wermut, ein Teil Gin. Dem Autor dieser Zeilen ist das krass zu wenig Martini, die Nicht-Martini-Zielgruppe unter den Verkostern findet’s dafür gut. Spannenderweise ist unser eigener Drink am Ende dann übrigens so gar nicht süß – dafür aber besonders grapefruitig.
Pompelmo Highball
- 4 cl Malfy Gin Rosa
- 2 cl Cynar
- 3 Dashes Lavendel-Bitters
- Grapefruit-Limonade
Gin, Cynar und Bitters in ein Highball-Glas auf Eis geben. Mit Grapefruit-Limo toppen. Trinken.
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Fazit: Mehr Gin als der Malfy con Arancia, aber trotzdem noch sehr „anders“. Wer auf Grapefruit in Kombi mit floralen Aromen steht, findet hier ein tolles Produkt, Fans klassischer Gin-Sorten werden weniger glücklich.
Daten: 41 Prozent, um 25 Euro für 0,7 Liter, Italien
The Brandbuilder, der deutsche Vertrieb von Malfy Gin hat uns eine Flasche des Produkts zur Verfügung gestellt, aber weder auf eventuelle Artikel noch auf das Tasting Einfluss genommen. Wir danken für die ausnehmend freundliche und partnerschaftliche Zusammenarbeit.
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