Griechenland und im ganz speziellen Athen sind nicht nur reich an Geschichte, sondern auch an guten Spirituosen und Bars. Die griechische Hauptstadt gilt mit Top-Bars wie dem Baba Au Rum oder dem The Clumsies schon lange nicht mehr als Geheimtipp, bisher rein lokale Spirituosen wie der für den Durchschnittsgaumen eher schwierige Mastiha gelten in Kennerkreisen als die neue geheime Lieblingszutat und sogar Metaxa arbeitet eifrig daran, aus den Soßen dieser Welt verstärkt in die Bars zu schippern. Der flüssige Grieche, auf den Bar-Insider hier in Deutschland aber wohl am dringlichsten warten ist Otto’s Athens Vermouth – ein roter Wermut.
Die Flasche für dieses Tasting wurden uns von Haromex, dem deutschen Vertrieb von Otto’s Athens Vermouth zur Verfügung gestellt, Bedingungen gab es nicht. Mehr Informationen dazu am Ende des Artikels.
Die Story hinter Otto’s Athens Vermouth
Eigentlich nur logisch: Griechenland schaut auf eine große Wein-Tradition zurück, sogar einen Gott hatte man hier vor ein paar Jahrtausenden, der einzig und allein dem Rebensaft gewidmet war. Was also liegt näher, als den Wein zu Wermut zu verarbeiten? Gut, trinken – aber ihr versteht unseren Punkt. Aber genau wie der Metaxa in der Welt des Weinbrands so geht auch Otto im Bereich Wermut einen floral-kräutrigen Sonderweg. Für ihn wird griechischer Wein mit Oregano, Wermut, Rosenblättern, Zitronen und Olivenblättern vermählt. Eine sehr, sehr griechische Kombi.
Für die verantwortlich ist dann auch nicht irgendwer, sondern Vasilis Kyritsis, Mitbetreiber des genannten The Clumsies, Platz 6 in der 2017er-Liste der 50 Best Bars, zusammen mit einigen Partnern. Die widmen ihren Wermut dem ersten König Griechenlands – dem Sohn des bayerischen Königs Ludwig I. Otto beauftragte 1834 einen Mann namens Ioannis Vouher mit der Entwicklung des ersten griechischen Wermuts. Allzu sehr bemüht man sich auf der offiziellen Seite von Otto’s Athens nicht, das alles auszuschmücken – es ist mehr Namenserklärung als ausgefeilte Marketing-Story. Das Team hinter dem Wermut konzentriert sich darauf, was ins Glas kommt – und das tun wir jetzt auch.
So schmeckt Otto’s Athens Wermut
Rötlich-rosig schimmert er im Glas, schwenkt sich sehr leicht. Der Duft ist passend dazu sehr floral: Rotwein trifft auf frische Trauben trifft auf Rosenblätter. Dazu kommt zunächst etwas weiße Schokolade, dann ein Hauch von Vanille und Rosmarin. Klingt zunächst nach wildem Potpourri, greift aber rund ineinander über. Nur im Vergleich mit anderen roten Vermouths hat man vielleicht eher das Gefühl an einem süßlichen Likör zu schnuppern.
Nase: Rotwein, Trauben, Rosenblätter, weiße Schokolade, Vanille, Rosmarin
Mund: Roséwein, rosenblätter. Wermut, Bitterorangen, Kirschen, Thymian
Auf der Zunge ist er leicht süß mit sanften Bitternoten. Auch hier sind Wein (diesmal aber eher Rosé) und Rosenblätter die erste Assoziation, dazu kommen nun doch Wermut, Bitterorangen, Kirschen und vor allem im Abgang recht klar erkennbar Thymian. Eine ähnlich mediterran-florale Mischung wie schon in der Nase, aber diesmal eine die doch recht eindeutig als süßer Wermut daherkommt, wenn auch ohne große Bitterkeit.
Otto’s Athens Vermouth pur und in Cocktails
Wermut mag noch lange nicht die Ausmaße von Gin erreicht haben, trotzdem wird es in den letzten Monaten schwieriger, auszubrechen aus den immer mehr werdenden und teils herausragenden Produkten. Dem Otto’s gelingt das ziemlich gut, indem er sich auf seine Herkunft verlässt, ohne zwanghaft die Grenzen klassischen, süßen Wermuts zu verlassen – er ist vertraut und neu gleichzeitig. Entsprechend lässt er sich ganz wunderbar in vielen klassischen Wermut-Drinks verarbeiten. Er tut sich allerdings ein wenig schwer mit allzu kantigen Spirituosen – etwa einem sehr wacholderlastigen London Dry Gin im Martinez oder einem kräftigen Rye im Manhattan. Aber mit einem gefälligeren Bourbon oder einem eher zitrus-lastigen Gin funktioniert auch das.
Die Macher haben sich den Slogan “Under the Sun of course” aber nicht zum Spaß auf die Fahnen geschrieben: Otto’s wirkt wie für leichte Sommerdrinks gemacht. Die beiden Signature Drinks Athenian Spritz (Otto’s, Schaumwein, Tonic) und Otto’s Sparkler (Otto’s, Skinos Mastiha, Campari, Tonic) fand der Autor dieser Zeilen im Griechenland-Urlaub vor einigen Wochen an jeder Ecke. Zugegeben, da wurden sie alle naselang von den Bartendern untereinander verwechselt – was dem erfrischend-bitteren Aperitif-Gefühl aber keinen Abbruch tat. Der Otto’s Athens ist ein Pre-Dinner-Player durch und durch und einer, der selbst in augenscheinlich schwierigen Kombis eine gute Figur macht, etwa im Heritage mit Kaffeelikör. Der ist zwar als Longdrink konzipiert, für uns funktioniert er als Highball mit einem kleinen Schuss Frucht aber noch einmal bedeutend besser:
Heritage Highball
- 5 cl Otto’s Athens Vermouth
- 1,5 cl Kaffeelikör
- 0,5 cl Orangensaft
- Soda
Wermut und Likör auf Eis in ein Highballglas geben, kurz umrühren. Mit Soda toppen und mit Orangenzeste abspritzen und garnieren. Trinken.
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Fazit: Roter Wermut mit fein ausbalancierter Bitterkeit und Süße, der seine Herkunft auf die Zunge trägt, ohne dabei jemals etwas anderes sein zu wollen als eben Wermut. Großartig in Spritz-Varianten, Longdrinks und Highballs, in Shortdrinks braucht er einen nicht zu überkandidelten Tanzpartner.
Daten: 17 Prozent, Griechenland, 0,7 Liter, um 15 Euro
Der Deutsche Vertrieb von Otto’s Athens Vermouth, die Haromex Development GmbH, hat uns eine Flasche für redaktionelle Zwecke zur Verfügung gestellt, danach aber weder auf Art noch Umfang eventueller Artikel, noch das Tasting Einfluss zu nehmen versucht. Wir sagen Danke für die tolle und unkomplizierte Zusammenarbeit.
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