El Presidente Cocktail – von Kuba, Rum und Wermut

Der El Presidente kombiniert Rum mit Wermut und ist Kubas Antwort auf den Martini.
Der El Presidente kombiniert Rum mit Wermut und ist Kubas Antwort auf den Martini.
Rezept für den El Presidente Cocktail

Das Cocktail-Rezept für den El Presidente

  • 5 cl Rum, bevorzugt aber nicht zwingend gereift
  • 5 cl Trockener Wermut
  • 0,5 cl Triple Sec
  • 1 Barlöffel Grenadine

Alle Zutaten zusammen auf Eis rühren und in eine gefrostete Coupette abseihen. Mit einer Orangenzeste abspritzen. Trinken.

Die Einkaufsliste

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Eigentlich sind wir die absoluten falschen, um euch einen vom El Presidente zu erzählen. Nicht unbedingt was den famosen Cocktail an sich angeht, aber die Entstehungsgeschichte des kubanischen Rum-Martini ist ziemlich verworren – selbst für einen 100 Jahren alten Cocktail und das will was heißen. An dieser Stelle würden wir daher normalerweise bei den Kollegen von Bar Vademecum abschreiben, die sich dem Drink bisher aber scheinbar verweigerten. Armin, was ist da los?

Jedenfalls: der El Presidente Cocktail ist ziemlich, ziemlich gut, wenn ihr Rum, Manhattans und/oder Martinis mögt und gerne sehr lange und ausgiebig selbst experimentiert, bis ihr den für euch perfekten Drink gefunden habt. Denn außer “Rum”, “Wermut” und “Grenadine” gibt es sowohl in Sachen Mengenangaben als auch in Farbe und Variante der jeweiligen Spirituosen-Kategorie keinerlei Grenzen bei diesem Shortdrink. Bevor wir uns aber unserer Lieblings-Version und der Zutaten-Auswahl widmen, hier ein unverschämt kurzer Anriss der bewegten Geschichte des Drinks.

Die Story hinter dem El Presidente

Fest steht: der El Presidente ist ein kubanischer Rum-Drink, entstanden zu Beginn des 20. Jahrhunderts und irgendwann im Laufe seines Lebens wurde er einem kubanischen Präsidenten gewidmet. Bei allem darüber hinaus gehen die Meinung weit auseinander. Der Drink wird nämlich nicht nur zwei verschiedenen Bartendern angedichtet, sondern auch zwei verschiedenen Präsidenten. Das Original wird dem Bartender Constantino Ribalaigua zugesprochen, der ihn 1919 dem Präsidenten Maro Garcia Menocal widmete – untermauert wird das von diversen Veröffentlichungen aus dieser Zeit.

Während der amerikanischen Prohibition kam dann der deutsch-amerikanische Bartender Eddie Woelke nach Kuba, wo er in Havanna den Jockey Club gründete. Er griff den Drink auf und gilt später als derjenige, der den El Presidente Cocktail groß gemacht hat. Er widmete ihn dann allerdings dem späteren Präsidenten Gerardo Machado. Gut, zugegeben: eigentlich hat Machado selbst den Drink berühmt gemacht, er galt als großer Freund dieses kubanischen Martinis. Oder doch Manhattans? Dazu gleich mehr, aber wie ihr als aufmerksame Cocktailbart-Leser vermutet, ist unsere Variante näher am Martini. Wer Interesse an mehr historischem Background und 16:57 Minuten Zeit hat, hört im Podcast von Joerg Meyer nach.

Der El Presidente kombiniert Rum mit Wermut und ist Kubas Antwort auf den Martini.

El Presidente Cocktail-Rezept

3.7 aus 3 Bewertungen
Vorbereitungszeit: 1 minute
Zubereitungszeit: 2 Minuten
Gesamtzeit: 3 Minuten
Cocktail-Kategorie: Shortdrink
Epoche: Prohibition
Geschmack: Kräftig
Spirituosen: Rum, Trockener Wermut

Zutaten

Zubereitung

  • Alle Zutaten in ein Rührglas geben.
  • Mit Eis auffüllen.
  • Ungefähr eine Minute lang rühren.
  • In eine gefrostete Coupette abseihen.
  • Mit der Orangenzeste abspritzen und garnieren.
  • Trinken.
Kalorien: 199kcal
Die kubanische Antwort auf den Martini

Nicht dein Drink? Probier einen anderen:

Warum genau dieses Rezept?

Dem Erfinder des Originals Constantino Ribalaigua wird eine gängige Variante mit gereiftem Rum und süßem Wermut zugerechnet. Das ist ganz geil, Triple Sec und Grenadine gehen hier für unser Dafürhalten aber komplett unter. Ergo ist das Teil eher ein Rum Manhattan – das macht Spaß, es fehlt aber das Außergewöhnliche. Woelkes eher Martini-artige Version dagegen setzt auf weißen Rum und trockenen Wermut und ist speziell, vollmundig und macht uns mehr Freude, weil die Kombi irre gut funktioniert. Anders als Woelke setzen wir aber auch gerne mal auf nicht zu brachialen, gereiften Rum.

Die passenden Zutaten für den El Presidente Cocktail

Der einfache Teil: Triple Sec bringt eine unterschwellige Wärme mit rein. Wenn er fehlt, fehlt was. Ob ihr dabei jetzt zu Cointreau oder Revolte Dry Curacao greift ist geschmacklich jetzt kein Quantensprung, wobei der Revolte dank Rum-Basis thematisch etwas besser passt.

Trockener Wermut? Noilly Prat. Mancino Secco, den wir sonst auch gerne nehmen, gerät hier zu mediterran, Ähnliches gilt für den sehr Kräuter-lastigen Dolin Dry, den wir sonst immer als Preis-Leistungs-Kracher gerne mitnehmen.

Die Orangenzeste als Garnitur funktioniert aromatisch vor allem mit dunklen Rums gut.
Die Orangenzeste als Garnitur funktioniert aromatisch vor allem mit dunklen Rums gut.

Rum – und damit jetzt wird’s kompliziert. Denn spätestens jetzt seid ihr darauf angewiesen, dass ihr sehr genau wisst, was euch schmeckt und damit herumprobiert. Weißer Rum funktioniert hier hervorragend, wenn er aromatisch, aber nicht überbordend auf’s Maul daherkommt. Der Compagnie des Indes Tricorne oder der Veritas sind hier jeweils eine gute Wahl. Für uns noch besser funktionieren aber einige gereifte Rums, allen voran der Plantation Isle of Fiji, der sich im Test als derjenige Rum in unserer Backbar herausstellt, der die perfekte Menge Funk mitbringt. Wer den nicht hat, sucht sich einen milden Jamaikaner. Und wer nach Thema mixt, schnapp sich einen brauchbaren Kubaner – denn auch Havanna Club 3 und 7 mixen sehr unterschiedliche aber jeweils ziemlich gute El Presidentes.

Die richtige Grenadine – selbstgemacht oder gekauft?

Die verlinkte Grenadine von Maison Meneau ist irre gutes Zeug, die meisten Sirup-Produkte im Handel leider grotesk künstlich. Neben unserer Empfehlung können wir auch den Granatapfelsirup von D’arbo absolut empfehlen. Und ganz generell gilt: Wenn Granatapfelsirup draufsteht, ist das Produkt meist aromatisch, intensiv und säuerlich-süß, steht dagegen Grenadine drauf, kriegt ihr meist Plastik mit Zucker. Selbermachen ist das Mittel der Wahl für die meisten Bartender und viele Homebartender – leider fanden wir auf lange Sicht kein Rezept, das uns wirklich überzeugt hat. Cocktailbart-Steady-Supporter, Langzeit-Follower und Bartender Hendrik Schulze hat das mit seiner ziemlich brillanten und trotzdem unkomplizierten Variante aber geändert. Ihr braucht für sein Grenadine-Rezept:

  • 3 Granatäpfel
  • Saft einer Zitrone
  • 50 ml Wasser
  • 1 Vanilleschote (aufschneiden & auskratzen)
  • Zucker

Granatäpfel entkernen und mit Wasser, Zitrone und Vanille aufkochen, bis der Saft aus den Kernen austritt. Durch ein Sieb drücken und abwiegen. 1:1 mit Zucker vermengen und erneut aufkochen, bis sich der Zucker auflöst. Mit etwa 4 cl Wodka vermengen und abfüllen, anschließend gekühlt lagern. Weil wir eh grade am Plätzchen backen sind, können wir die Menge auf einen Granatapfel drücken und mit einer Drittel Vanilleschote dritteln. Wer einen Entsafter hat, kann die Granatapfelkerne auch direkt damit malträtieren, beide Varianten waren in unserem Test geschmacklich gleich.

Hendrik Schulze, Bartender und Cocktail-Caterer.
Hendrik Schulze, Bartender und Cocktail-Caterer.

Hendrik Schulze stand schon mit sechs Jahren hinterm Limonadenstand und mit elf das erste mal hinterm Tresen und hat Limetten gemuddelt. Heute studiert er Wirtschaftspsychologie und ist selbstständiger Cocktail-Caterer.

Wer seine Dienste für Party, Hochzeit oder einfach nur einen guten Samstagabend buchen will, kann das zum Beispiel via Facebook oder direkt auf Hendriks Webseite

Ein El Presidente mit selbstgemachter Grenadine.
Ein El Presidente mit selbstgemachter Grenadine.

So oder so: Das intensive, fruchtige, süße aber auch leicht säuerliche Aroma dieser Grenade ist der Wahnsinn – und anders als die kommerziellen Varianten oben ist sie in der Lage, einem El Presidente Cocktail mit ungereiftem Rum diesen wunderschönen rosa Schleier zu verleihen, den viele El Presidente-Fans an diesem Drink optisch so schätzen.

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Johann

Cocktailbarts Archmage of Content bei Nacht, Familienvater & Texter bei Tag. Lieblings-Drink Martini, Lieblings-Spirituose trotzdem Rum. Wohnt in Franken, kommt aus der Oberpfalz (ist beides in Bayern, tschuldigung). Typischer Satz: "Meinste das wär geiler, wenn man Olivenlake reintut?"

4 Kommentare

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  • Einer meiner absoluten Lieblingscocktails. Und witzig, das ist fast 1 zu 1 auch mein favorisiertes Rezept, welches ich mir aus einer meiner Hamburger Lieblingsbars abgeguckt hab:

    – 45 ml Don Papa Rum
    – 45 ml Noilly Prat
    – 5 ml Granatapfelsirup
    – 5 ml Orange Curacao

    Über den Rum kann man natürlich streiten, aber der Don Papa funktioniert tatsächlich erstaunlich gut in dem Cocktail. 😉

  • Hallo Johann,
    die Recherche zum El Presiente gestaltet sich recht umfangreich, und etwas verworren ist es auch, da hast Du recht; die Quellen sind aber schon durchsucht. Ich bin nur noch nicht dazu gekommen, den Beitrag auf bar-vademecum zu schreiben. Aber es dauert sicherlich nicht mehr lange 🙂
    Cheerio
    Armin

    • Ich freu mich drauf. Ich hab’ die Suchfunktion nämlich vorsichtshalber dreimal bemüht, weil ich mir nicht vorstellen konnte, dass du dir einen Drink mit dieser Geschichte entgehen lässt 😉